Das Markus-Blog 2007

Das Jahr 2007 ist nun vorbei, ich habe eine Menge erlebt (obwohl 2007 - durch die 8 Stunden Zeitverschiebung nach Japan - das kürzeste Jahr meines Lebens war) und ich bin viel rumgekommen. Ab und zu schreibe ich mal eine Mail, was so in den letzten Wochen passiert ist, und es gibt natürlich regelmäßig Reiseberichte auf meiner Website und seit ich in Japan bin auch ab und zu mal in der Zeitung. Aber um das alles ein wenig zu ordnen, habe ich mich entschlossen, das hier in einer Art Blog zu sortieren. Also viel Spaß damit!

.


Januar 2007

Wie fast jedes Jahr seit 1996 war ich über den Jahreswechsel nicht in Deutschland, sondern beim Europäischen Jugendtreffen von Taizé, diesmal in Zagreb/Kroatien, meiner Meinung nach zusammen mit Lissabon 2004/2005 das schönste Treffen, bei dem ich bisher gewesen bin. Danach war aber erstmal Urlaubspause angesagt, denn Mitte Januar bekam ich eine E-Mail, daß ich am 1. April eine Postdoc-Stelle in Osaka/Japan antreten könnte. Yeah! Allerdings mußte ich dafür erstmal meinen Doktor bekommen. Prof. Tolan, bei dem ich mein Diplom gemacht hatte und der zur Zeit Dekan des Fachbereichs Physik ist, kam mir da bezüglich Bearbeitungszeiten sehr entgegen, und so wurde das ganze Prozedere zeitlich sehr verkürzt, allerdings nicht inhaltlich. So verbrachte ich bis Anfang Februar fast jeden Tag vollständig am Isas, fuhr nur für ein paar Stunden Schlaf nach Hause.

.


Februar 2007

Am 9. Februar war der Stichtag für die Abgabe meiner Dissertation, und morgens um kurz vor 5 Uhr hatte ich das Werk auch tatsächlich fertiggestellt und ein paarmal ausgedruckt. Ein riesiger Dank an den Verantwortlichen für unseren Isas-Drucker, der mich da nicht im Stich ließ (wie das ja so oft vorkommt, wenn man denkt, "nur noch schnell ausdrucken, dann bin ich fertig"). Die Abgabe der Arbeit im Sekretariat war erstaunlich unspektakulär in Anbetracht der vielen Arbeit, die ich in die knapp 200 Seiten (könnt ihr euch hier ansehen) gesteckt hatte, aber danach fiel ein Haufen Streß von mir ab. Yeah yeah, diese Mission ist schon mal erfüllt, der Rest ist die Kür. Naja, nicht ganz, aber obwohl ich noch viel zu tun hatte (Lernen für die Promotions-Abschlußprüfung, Vorbereitung meines Japan-Aufenthalts, etc.) brauchte ich erstmal etwas Urlaub und flog für ein Wochenende mit Solveig nach Rom.

.



März 2007

Am 2. März war es dann soweit: Ich hielt meinen Vortrag an der Uni Dortmund, ließ mich eine gute halbe Stunde lang von 3 Professoren ausfragen und war anschließend Dr. Markus Krämer! Olé, drei Jahre Arbeit erfolgreich zum Abschluß gebracht. Aber das hieß auch gleichzeitig, bald Abschied nehmen vom Isas, wo mir die letzten drei Jahre wirklich viel Spaß gemacht hatten und ich eine Menge neue Freunde gefunden hatte. Meine Mitdoktoranden ließen es sich nicht nehmen, mit mir gebührend Abschied zu feiern, am Platz an der Sonne und - in Gedenken an legendäre Weihnachtsfeier-Nachfeiern - im Happy Happy Ding Dong, nicht weit von unserem Institut. Und meine Eltern organisierten schließlich eine richtig große, tolle Doktor-, Geburtstags- und Abschiedsfeier in Lünen mit Freunden, Kollegen und Verwandten.
Danach mußte ich noch einen Nachmieter für meine Wohnung in Dortmund finden, meinen Hausrat für gut ein Jahr bei meinen Eltern in Lünen unterbringen (Danke daß ihr ein so großes Haus habt!) und kurz vor meinem Abflug natürlich noch ein letztes Mal die Sondaschule live sehen, wofür wir sogar den Weg nach Bielefeld auf uns nahmen. Aber was ist das schon für einen Fan?
Am 22. März ging es dann los vom Düsseldorfer Flughafen zuerst nach Dubai, wo ich noch 4 Tage Kurzurlaub in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Oman machte, und schließlich am 27. März nach Osaka.

.




April 2007

Seit dem 1. April 2007 arbeite ich offiziell an der Osaka Electro-Communication University (OECU) in Neyagawa, einem Vorort nördlich von Osaka, wo ich auch ein kleines aber feines 16-Quadratmeter-Appartment habe. Mir bleiben also überfüllte Züge zur Arbeit erspart. Was ich hier in Japan so alles sehe (und das ist eine Menge) könnt ihr auf meiner Japan-Fotoseite sehen und lesen. Das ist zuviel, um es hier nochmal alles aufzuführen. Außerdem schreibe ich regelmäßig für die Ruhr Nachrichten in Lünen über das Leben hier in Japan. Ihr findet sämtliche bisher erschienenen Artikel hier. Außerdem gibt es unter diesem Link meine Originaltexte mit weiteren Fotos, denn die Zeitung kürzt aus Platzgründen doch leider manchmal arg zusammen.
Schnell merkte ich, daß man in Japan möglicht jeden Tag arbeitet (scheint ein Lebensziel der Japaner zu sein), und zwei oder gar drei Wochen Urlaub am Stück wie in Europa sind hier unvorstellbar. Allerdings ist mein Reisefieber eine unheilbare Krankheit, so daß ich jedes lange Wochenende nutzte, um Japan und die umliegenden Länder zu besuchen. Mein erstes außerjapanisches Reiseziel und ein sehr exotisches dazu waren Ende April Guam und Saipan. Doch neben der Arbeit essen und trinken Japaner gerne, und so kam ich in den Genuß einer Semesteranfangsfeier in einem traditionellen japanischen Restaurant.

.




Mai 2007

Die Golden Week Ende April/Anfang Mai ist mit 3 nationalen Feiertagen in einer Woche (oder 2 langen Wochenenden mit 2 Werktagen dazwischen) die Haupt-Reisezeit für die Japaner, und für mich erst recht. Am zweiten goldenen Wochenende fuhr ich per Shinkansen-Schnellzug nach Kyushu im Süden Japans zu einem sehr genialen alternativen Musikfestival. Danach mußte aber wieder etwas gespart werden, um die Reisekasse aufzufüllen, und natürlich gearbeitet. An den Wochenenden erkundete ich daher die Freizeitangebote Osakas. Der legendäre Amerika Mura Triangle Park avancierte schnell zu einem meiner Lieblingsorte in der Stadt, da dort immer etwas los ist und man die verrücktesten Leute sieht. Ein bißchen verrückt (so wie ich) sind sicherlich auch Gerald & Heike, zwei Deutsche, die ich im Amemurapark kennenlernte, und mit denen ich so einige lustige Wochenenden verbrachte, bevor sie im Sommer/Herbst nach Europa zurückkehrten.
Ende Mai lernte ich im Club Drop in der Nähe des Amemuraparks die örtliche Punkband Good 4 Nothing kennen, und kennt man eine Band, kennt man bald dutzende. So kam ich rein in die Punk- und Ska-Szene von Osaka und war bald jedes Wochenende in Shinsaibashi, dem Vergnügungsviertel Osakas, auf diversen Livekonzerten, und das fast immer als einziger Gaijin (Ausländer), was ich nicht ganz verstehen konnte, denn musikalisch haben selbst die unbekannten Bands hier eine ganze Menge drauf. Naja, so konnte ich gute Musik genießen und meine Japanischkenntnisse an den Besuchern austesten.

.


Juni 2007

Im Juni war ich für knapp zwei Wochen zurück in Europa und zwar dienstlich. Auf der TXRF2007-Konferenz in Trento/Italien präsentierte ich meine Arbeit in Japan und traf alte und neue Bekannte aus der Röntgen-Community. Da mein Flug über Frankfurt ging, hatte ich auf der Durchreise sogar noch die Chance, Familie und Freunde zu besuchen, so daß die paar Tage sehr schön aber schon fast stressig waren. Auf dem Rückweg hatte ich ein paar Stunden Aufenthalt in Doha, so daß ich sogar ein klein wenig von Katar sehen konnte.

.




Juli 2007

Der Juli war der erste Monat, den ich vollständig in Japan verbrachte, doch er war alles andere als langweilig. Am 7./8. Juli war ich am See Biwako wandern und Zelten, einem Event, das vom International Outdoor Club Kansai (IOC) organisiert wurde. Der Club veranstaltet zahlreiche Outdoor-Aktivitäten (als ich mir die Website ansah, dachte ich "Das mag ich ALLES!"), Campen, Wandern, Klettern, also wurde ich gleich an Ort und Stelle Mitglied. Vielleicht noch toller als die Events sind allerdings die Mitglieder aus etlichen Ländern der Welt, die alle in Japan leben. Als ich nach Biwako kam, kannte ich ein, zwei Leute vom IOC, danach bestimmt ein dutzend, und inzwischen verbringe ich einen großen Teil meiner Wochenenden mit IOClern.
Einen Pflichtprogrammpunkt von Japan absolvierte ich eine Woche später mit Gerald, als wir nach Hiroshima und Miyajima fuhren. In Osaka erlebte ich mit dem Tenjin Matsuri auch einmal ein richtiges japanisches Volksfest. Und schließlich lernte ich Ende des Monats noch meine bisherigen zwei Lieblingsbands aus Osaka kennen: Gelugugu und Witchery Skank, die ich in diesem Jahr jeweils 7x live erleben konnte.

.


August 2007

Der August war der heißeste Monat des Jahres (und der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Japan), auch wenn es von Anfang Juni bis Ende September permanent heiß war, ohne einen einzigen kühleren Tag. Doch die Sauna Osaka erreichte im August ihren Höhepunkt, so daß selbst ein Tropenfreund wie ich die Klimaanlage 24 Stunden laufen ließ, um einfach nicht zu verdunsten. Nichtsdestotrotz verbrachte ich die Wochenenden draußen, war oft Klettern, besuchte Nara und - das beste bei diesem Wetter - Schnorcheln in Kumano. Außerdem flog ich dienstlich nach Sendai und Matsushima, auch touristisch sehr interessante Orte.
Ende August stand dann ein weiterer Japan-Pflichttermin an: Mit 11 Freunden vom IOC bestieg ich den berühmten Fuji-san (Fujiyama). Der Berg ist etwas touristisch, aber der Sonnenaufgang auf dem Gipfel war einer der schönsten, die ich bisher gesehen habe.

.


September 2007

Mitte September standen gleich zwei internationale Konferenzen auf dem Programm, die ICXOM-Konferenz in Kyoto und das Satellite Meeting in Osaka, wo ich einen Vortrag und Poster präsentierte. Anschließend gab es wieder ein langes Wochenende, das ich auf einer ganze Woche ausdehnte, um nach Australien zu Solveig zu fliegen, und mit ihr die Insel Tasmanien zu erkunden.

.


Oktober 2007

Anfang Oktober gab es wieder ein langes Wochenende, das ich diesmal in Japan verbrachte und mit Koji 3 Tage mit Zelt durch die Kii-Berge wanderte. Eine anstrengende and supertolle Tour, beeindruckender als die Fujisan-Besteigung. Ende Oktober war wieder eine Auslandreise dran: Ein schönes Wochenende in Taiwan.

.


November 2007

Anfang November stand wieder ein IOC Special Event auf dem Programm: Ein Wochenende in der Gulliver Lodge samt Wanderung in den Bunagatake-Bergen und zünftiger Party am Lagerfeuer. Außerdem standen natürlich einige Konzerte meiner japanischen Lieblingsbands an, zu einem fuhr ich sogar mit Freunden bis nach Nagoya. Danach flog ich mal wieder nach Europa, besuchte das Delta-Usermeeting und war sogar passend zum Promotionsvortrag von Alex ("Mein Doktorvater macht seinen Doktor") im Lande.

.




Dezember 2007

Hauptgrund für meinen Deutschlandbesuch war allerdings die Hochzeit meines Bruders. Carsten & Michaela gaben sich am 1.12. (das ist nicht zufällig die Nummer der Feuerwehr) in Nordkirchen das Ja-Wort. Drei Tage später war ich wieder auf dem Rückweg nach Osaka, wo aber kein Heimweh aufkam, denn auf dem Deutschen Weihnachtsmarkt Osaka schmeckte der Glühwein so gut wie daheim, auch meinen Freunden aus aller Herren Länder. Ansonsten gab es noch die Kobe Luminarie. Und kurz vor Weihnachten flog ich noch für ein Wochenende nach Seoul/Korea. Weihnachten selbst fiel dieses Jahr für mich irgendwie aus, es wurde ganz normal bis in den späten Abend gearbeitet. Aber immerhin gab es an der Uni und beim Japanischkurs nette, kleine Jahresende-Feiern. Am 30.12. ist Solveig nach Japan gekommen und Silvester haben wir bei Prof. Taniguchi, meinem Chef, zu Hause und in einem Tempel verbracht. Ein traditionelles japanisches Neujahrsfest, mal was anderes.


Und das war's auch schon für das Jahr 2007, es ging schnell rum. Meine Zeit in Japan nähert sich auch immer schneller ihrem Ende, was ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge sehe. Ich werde meine vielen Freunde hier vermissen (und deshalb auf jeden Fall mal wieder herkommen), aber nach Ende meines Arbeitsvertrags stehen erstmal einige Monate Reisen an, auf die ich mich schon sehr freue.

Zum Blog 2008.


Zurück zur Startseite