Island 16.06.-01.07.1997

Island ist die richtige Insel für einen kleinen Abenteuerurlaub, bei dem man viel sieht und erlebt, aber nicht dem Risiko unberechenbarer Dschungel-Krankheiten ausgeliefert ist (in Island ist es selbst den Viren zu kalt).
Ich bin direkt nach dem Abitur nach Island geflogen, da ich an einen Ort wollte, denn man länger in Erinnerung behält, als den Badestrand auf Mallorca. Auf dem Weg zum Flughafen sahen uns die Leute zwar etwas befremdlich an, als wir mit schwerem Rucksack und mit dicken Jacken bei hochsommerlichen Temperaturen in den Zug stiegen, aber an unserem Ziel - etwa drei Flugstunden von Düsseldorf - erwarteten wir ja ein ganz anderes Klima.

Auch in Island ist zwar im Juni Sommer (und die Einheimischen setzen sich beim kleinsten Sonnenstrahl gleich im T-Shirt nach draußen), aber für unsere Verhältnisse ist es (vor allem nachts) doch noch recht kalt. Ein großer Vorteil ist allerdings die Mitternachtssonne. So ist es im Sommer wirklich ununterbrochen hell, und die Sonne verschwindet höchstens für 1-2 Stunden unter dem Horizont. Aus diesem Grund kam es uns auch gar nicht so spät vor, als wir um 22:30 Uhr in Keflavik (dem einzigen internationalen Flughafen der Insel) landeten. Die anderen Fluggäste waren schnell in ihre Hotels und Herbergen verschwunden, wir nahmen dann den nächstbesten Bus zum örtlichen Campingplatz. Die Rezeption war zwar schon geschlosen, aber das Einchecken kann man auch am nächsten Morgen nachholen.
Schon in der Nacht lernten wir ein paar isländische Bräuche kennen. So ist es offensichtlich (zumindest in Keflavik) üblich, in der Nacht vor dem Nationalfeiertag (17. Juni), dem sogenannten Independance Day, mit Freunden im Auto durch die Stadt zu fahren (die im wesentlichen aus einer längeren Hauptstraße besteht) und nur zum Tanken oder Knabbereien kaufen an einer Tankstelle zu halten.

Lavafeld auf Island

Am nächsten Tag fuhren wir dann mit dem Bus ins 45 Busminuten entfernte Reykjavik, die Hauptstadt Islands, in der über die Hälfte der ca. 250 000 Einwohner des Landes leben. Dort mußten wir feststellen, daß Island ein wirklich teures Pflaster ist, da fast alle Lebensmittel importiert oder zumindest stark besteuert werden. 10 bis 15 DM für ein Bier in einer Bar sind Normalpreis, und auch Grundnahrungsmittel kosten etwa das Doppelte wie in Deutschland.
Aber wir wollten ja etwas von der Insel sehen und kauften uns im Reisebüro der staatlichen Busgesellschaft einen "Full Circle Passport" für ca. 350 DM, mit dem man einmal um die ganze Insel fahren kann, allerdings nur in eine Richtung. Zwischenstops sind an jeder Haltestelle der überlandbusse möglich. Man bleibt so lange an einem Ort, wie man will, und nimmt dann einfach einen neuen Linienbus, wenn man weiter will. Der Busfahrer streicht das gefahrene Stück jeweils auf dem Ticket ab.
Die Route führt über die (zu etwa 50% asphaltierte) "Staatsautobahn Nr. 1" im wesentlichen an der Küste entlang um die Insel. Dort liegen auch die meisten Sehenswürdigkeiten, die Hochlandstraßen im Landesinneren sind in der Regel erst ab Juli befahrbar.

Unser erster Zwischenstopp war Höfn, an der Südostküste der Insel. Von dort aus kann man eine Tour auf den Vatnajökull, den größten Gletscher Europas, machen. (Das ganze Tagesprogramm konnte man schon in Reykjavik buchen und kostete etwa 230 DM.)


Höfn


Der geländetaugliche Bus fährt über zum Teil extrem steile Gebirgsstraßen in ein Basislager auf dem Gletscher, dort kann man sich ein Ski-Doo mieten und in der Gruppe über das ewige Eis brausen. Eine beeindruckende Fahrt, bei der man sich wie auf einer Nordpol-Expedition vorkommen kann.



Auf dem Gipfel!

Auf dem Rückweg hielt der Bus dann noch an der Gletscherlagune Jökulsárlón. Mit einem Boot kann man dann zwischen riesigen Eisschollen herumfahren und fühlt sich wie in der Arktis.
In Höfn kauften wir uns außerdem bei einer deutschstämmigen alten Dame schön warme Island-Strick-Pullover aus kältefester Island-Schafswolle, die wir im Norden der Insel auch bitter nötig hatten. Denn auch im Sommer wird es nachts in Island bitterkalt (zum Teil sogar unter den Gefrierpunkt), so daß es im Zelt ohne angemessen dicke Kleidung, die man im "Zwiebelprinzip" geschickt kombiniert, recht ungemütlich ist.


Die nächste Station auf unserer Islandreise hieß Reykjahlid. Dieses kleine örtchen im Nordosten Islands liegt am Ufer des Myvatn, eines relativ großen Sees, der für seine schöne Umgebung und das vergleichsweise milde Klima bekannt ist. Letzteres ist auch auf die (leichten) vulkanischen Aktivitäten in der Gegend zurückzuführen. Der Campingplatz von Reykjahlid liegt inmitten eines Lavafeldes, in dem man sich einfach ein Stück Wiese sucht, wo man sein Zelt aufstellt. Die Vulkanfelsen bieten auch einen recht guten Windschutz. Ein Nachteil der milden Witterung ist allerdings, daß am Myvatn (als wahrscheinlich einzigem Ort in Island) große Insektenschwärme aufhalten, die zwar nicht stechen, aber ziemlich nervig sind.
Vom Myvatn aus kann man schöne Wanderungen unternehmen, zum Beispiel in das nahegelegene Vulkangebiet Krafla, wo es zahlreiche Erdlöcher gibt, und denen es bedrohlich blubbert oder kleine Vulkankrater, aus denen - teilweise mit dem Geräusch eines Dampfkessels - Rauch und Schwefelgeruch entströmen.
Sehenswert ist auch der Hverfjall, mit einem Kilometer Durchmesser der größte Tephrakrater Europas (was immer das auch sein mag). Im Kraterinneren haben sich viele Reisende verewigt, indem sie aus Steinen ihren Namen auf den Kraterboden gelegt haben. Um die Schrift vom Kraterrand überhaupt erkennen zu können, muß sie schon fast einenen Meter groß sein.
Im Lavagebiet Dummuborgir schließlich gibt es unzählige beeindruckende Felsformationen und Höhlen zu bestaunen, unter anderem die berühmte Kirkjan (Kirche), eine Höhle, die wirklich eine gewisse ähnlichkeit mit einer echten Kirche hat.





Unsere nächste Station auf der Island-Rundfahrt war Akureyri, die sogenannte "Hauptstadt des Nordens". Dieser Name erschien uns zunächst ein wenig übertrieben, denn die Hafenstadt am Eyjafjord hat außer einem Wikinger aus Holz, Stroh und Stoff, der vor einem Tax-Free-Shop steht, nicht viel aufregendes zu bieten. Wenn man allerdings bedenkt, wie winzig die anderen Dörfchen im Norden Islands sind und daß man in Akureyri nach längerer Reise wieder durch eine Einkaufsstraße gehen und in einem Plattenladen Musik von einer CD hören kann (was - trotz aller schönen Naturklänge - mal eine nette Abwechslung ist), dann muß man Verständinis für den Titel der "Stadt" haben. Immerhin gibt es hier fast alles, was man in einer richtigen Stadt für (vergleichsweise viel) Geld kaufen und unternehmen kann.


Hallgrims-Kirche
Von Akureyri aus machten wir uns dann auf den Weg in die wirkliche Hauptstadt (und genaugenommen einzige "richtige" Stadt) Islands, Reykjavik. Dort gibt es so einige schöne architektonische Sehenswürdigkeiten. Die Hallgrims-Kirche ist ein Beispiel für den extravaganten Kirchenbaustil auf der Insel, davor steht eine große Statue des einzig wahren (Wieder-)Entdeckers von Amerika, Leif Eriksson.

Sehenswert ist auch das Perlan, eine glänzende Kuppel, die auf dem Wassertanks der Stadt errichtet ist und ein Restaurant und Kongresszentrum beherbergt. Bei schönem Wetter, wenn es in der Sonne glänzt, hat das Gebäude seinen Namen ("Perlan" bedeutet "Perle") wirklich verdient.

Perlan

Von Reykjavik aus machten wir dann noch einen Tagesausflug zum gigantischen Gullfoss, dem "Goldenen Wasserfall". Er ist, wie so viele andere Wasserfälle Islands, einen Besuch wert, denn auch der 70 Meter tiefe Canyon, der sich an den Fall anschließt, bietet einen wunderschönen Anblick.



Geysir Strokkur
Vom Gullfoss aus ist es nicht weit zum wohl bekanntesten Wahrzeichen Islands, dem berühmten Geysir, der den Wasserfontänen auf aller Welt ihren Namen gegeben hat. Heutzutage bricht der Geysir nur noch relativ selten aus (für Postkartenfotos wurde auch schon mal mit Seife nachgeholfen), aber der Nachbargeysir Strokkur hat alle fünf bis zehn Minuten eine Eruption, die ebenso schön anzuschauen ist.

Zum Abschluß unserer Islandreise war dann noch ein Besuch in der Blauen Lagune bei Grindavik (südlich von Keflavik) Pflicht, wo man trotz isländischer Kälte im Freien baden kann. Das Wasser in der zum Freibad umgebauten Lagune enstammt dem benachbarten Geothermalkraftwerk und and sehr angenehme Badewannentemperatur (wenn man näher zum Kraftwerk schwimmt wird es auch noch heißer), so daß man es darin stundenlang aushalten kann, ohne zu frieren. Ein wenig befremdlich ist der Anblick der Fabriktürme schon, wenn man bedenkt, daß man quasi in Abwässern schwimmt. Aber da Island sich komplett mit Strom aus Erdwärme und heißen Quellen versorgt, sind diese "Abwässer" alles andere als verseucht, angeblich sollen sie sogar sehr gut für Haut und Körper sein. Auf jeden Fall ist ein Bad in der Blauen Lagune extrem entspannend, und während man sich in dem warmen Wasser erholt, vergißt man all die Strapazen der anstrengenden Reise und behält nur die Erinnerungen an ein wunderschönes, beeindruckendes Land im Kopf, wenn der Urlaub zuende geht.

Blaue Lagune




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