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Krakau 2000



Krakau gehört wohl zu den schönsten Städten Polens, und es war sogar einmal (vom vierzehnten bis zum siebzehnten Jahrhundert) Hauptstadt des Landes. Ich bin im Frühjahr 2000 nach Krakau gefahren, um einen Freund zu besuchen. Am bequemsten kommt man mit einem der regelmäßig verkehrenden Linienbusse (z.B. wie ich mit der Deutschen Touring) nach Krakau, die für einen recht günstigen Preis (ca. 95 DM für eine Strecke, bucht man gleich Hin- und Rückfahrt ist es billiger) vom Ruhrgebiet und anderen Großstädten direkt durchfahren. Im Bus waren überwiegend Polen, die ihre Verwandten besuchen wollten, und auch der Busfahrer sprach nur polnisch, doch netterweise sagte mir eine Passagierin bescheid, als wir in Kattowitz den Bus wechseln mußten.



Das erste, was ich von Krakau sah, war die wunderschöne Altstadt mit der berühmten Marienkirche. Jede Stunde wird dort eine Trompetenmelodie gespielt, die dann plötzlich abbricht. Sie erinnert an Trompeter, der die Bewohner Krakaus vor dem Angriff der Mongolen im 13. Jahrhundert warnte, bevor er von einem Pfeil getroffen wurde. Im Inneren der Kirche kann man den berühmten geschnitzten Flügelaltar des Künstlers Veit Stoß bewundern, den größten dieser Art in Europa.



Ein weiteres Wahrzeichen Krakaus sind die Tuchhallen, die man auf den großen Marktplatz (den zweitgrößten mittelalterlichen Marktplatz Europas) gebaut hat, um ihn etwas kleiner zu machen. Dort und in den vielen Gäßchen kann man zahlreiche Souvenirs und Handarbeiten kaufen. Ebenfalls im Zentrum steht die Barbakane, eine der Stadtmauer vorgebaute Bastion, die auch heute noch sehr beeindruckend ist.
Ganz in der Nähe der Barbakane bieten Maler ihre Kunstwerke feil. Sehenswert ist auch die Jagiellonen-Universität, die zweitälteste Universität Mitteleuropas. Der berühmteste Student dieser Hochschule war wohl Nikolaus Kopernikus, dem unter anderem hier eine Statue errichtet wurde.

Freunde mittelalterlicher Geschichte werden auf dem Wawelberg auf ihre Kosten kommen. Die Burg Krakaus, Wawel, verfügt über einen Dom, in dem seit 1320 die polnischen Könige gekrönt wurden, eine Schatzkammer, Königsgemächer, eine interessante Waffenkammer mit mittelalterlichen Schwertern, Säbeln und Rüstungen und natürlich viele dicke Mauern. Am Fuße des Burgbergs, direkt am Ufer der Wisla (Weichsel)) steht eine Statue des Drachen Wawelski -auch Bazyliszek genannt. Dieser konnte allein durch seinen Anblick töten, und er erpreßte die Bewohner Krakaus so lange, bis ihn ein Jüngling besiegte, indem er ihm einen Spiegel vor die Nase hielt. Auch heute noch soll der Drache gelegentlich Feuer spucken, aber ich habe es nicht gesehen.


Historisch interessant ist auch ein Spaziergang durch den Stadtteil Kasimierz, in dem man viele alte Kirchen und Häuser sehen kann. Berühmt ist Kasimierz für seine Synagogen und jüdischen Friedhöfe, die das Dritte Reich unbeschadet überstanden, da die Nazis dort ein "Museum der untergegangenen Rasse" errichten wollten.

Ganz in der Nähe Krakaus und vom Hauptbahnhof aus für ca. zwei Zloty mit einem Taxibus zu erreichen ist das Salzbergwerk (Kopalnia Soli) in Wieliczka. Die alte Salzmine kann man für ca. 10 Zloty besichtigen, die Führung ist meistens auf Polnisch (nur zu bestimmten Zeiten gibt es englische Führungen), aber auch ohne Erklärungen ist das Salzbergwerk beeindruckend. Über eine Treppe geht man in die Tiefe, und ca. 100 Meter unter der Erde kann man auf der Führung durch ausgebauten Stollen so einiges über die Geschichte des Bergbaus erfahren, sagenhafte Grubenzwerge anschauen und zahllose faszinierende Räume bestaunen, die aus Fels und Salz gemeißelt worden sind, von einer kleinen Kapelle bis zur riesigen 'Kathedrale' mit Statuen und Kronleuchtern aus Salz. Das ist wirklich beeindruckend und sehenswert. Zum Schluß fährt man dann mit einem echten Grubenaufzug ohne Licht wieder an die Oberfläche.



Meinen Rückweg nach Deutschland trat ich, da ich noch Verwandte an der Grenze besuchen wollte, mit dem Zug an. Und dieses Verkehrsmittel ist - zumindest auf polnischer Seite - noch billiger als der Linienbus: Ganze 35 Zloty (ca. 18 DM) bezahlte ich für die 432 Bahnkilometer lange Strecke nach Zgorzelec an der deutschen Grenze, von wo ich zu Fuß und etwas orientierungslos (der Weg vom Bahnhof aus ist nicht ausgeschildert) den Weg nach Görlitz auf der anderen Seite der Neiße antrat.
Billiges Zugfahren gewohnt setzte ich meine Heimreise dann zwei Tage später stilecht mit dem Wochenendticket fort und kam planmäßig nach 13 Stunden und sechsmaligem Umsteigen zu Hause an.