Finnland/Estland 2001

Übersicht

Nach Finnland kann man von jedem größeren Flughafen in Deutschland fliegen, allerdings ist es touristisch noch nicht so erschlossen wie zum Beispiel die Balearen. Deshalb gibt es leider praktisch keine günstigen Charter- und Last-Minute-Flüge nach Helsinki, als Student muß man je nach Reisezeit mindestens 400 bis 500 DM einplanen. Trotzdem lohnt sich eine Reise in das Land der 1000 Seen immer.

Im April ist es in der Seenregion noch nicht so schön, deshalb sind wir mit dem "Santa Claus Express", einem Nachtzug, die gut 800 km von Helsinki nach Rovaniemi, die größte Stadt Lapplands, gefahren. Dort findet man - direkt am Nordpolarkreis - auch das Santa Claus Village, wo der Weihnachtsmann touristisch wirksam seine Werkstatt aufgestellt hat. Von Rovaniemi aus sind wir dann mit dem Bus weitere 200 km zum Skisportort Saariselkä gefahren. Dort kann man, wenn man in Lappland nur Skifahren will, an mehreren Hügeln Abfahrt und in zahlreichen Loipen Langlaufski fahren.


Wir wollten jedoch den nahegelegenen Urho Kekkonen Nationalpark erkunden, und so liehen wir uns im Ort lediglich Skier aus und machten uns mit einer Karte und Kompaß auf den Weg. Der Kauf des Kompasses stellte sich jedoch als ziemliche Fehlinvestition heraus, da er zum einen im Campingladen unverschämt teuer war (der billigste Kompaß - und der sah schon ziemlich billig aus und war in Ostasien hergestellt - kostete umgerechnet 18 DM, es gab aber auch Luxusversionen - 5 cm Durchmesser, integriertes 8 cm Lineal und Plastiklupe für die Karte - für etwa 80 DM), zum anderen stellten wir später auf der Karte fest, daß in der Nähe des Nationalparks ein Magnetberg steht, was der Genauigkeit der Richtungsanzeige sicher nicht zuträglich ist. (Wir trösteten uns allerdings damit, daß dieser Berg vom Urho Kekkonen Nationalpark aus etwa in nördlicher Richtung steht.) Wir haben den Kompaß allerdings nie gebraucht, da wir die (relativ zahlreichen) Routen auf der Karte nicht verließen (im Tiefschnee fährt es sich ohnehin nicht sehr gut mit Langlaufskiern) und an jeder Weggabelung Hinweisschilder standen.

Wer nicht so großen Wert auf Komfort legt, sollte nicht im Hotel in Saariselkä übernachten, sondern in den dafür vorgesehenen Holzhütten im Nationalpark. Das ist zum einen wesentlich billiger (es kostet nämlich gar nichts), zum anderen abenteuerlicher. In den Hütten gibt es weder Elektrizität noch fließend Wasser. Zum Heizen muß man das Holz, das in einem Schuppen neben der Hütte gelagert wird (wo sich auch ein Plumpsklo befindet), kleinsägen und in einem Ofen verbrennen, zum Kochen und trinken schmilzt man einfach den Schnee, der draußen vor der Tür zu Genüge herumliegt. Zum Schlafen sollte man sich auf jeden Fall eine Isomatte (und natürlich einen Schlafsack) mitbringen, da die Holzbänke in der Hütte ansonsten relativ hart sind.

Unsere Route führte uns am ersten Tag zunächst zur Hütte Rumakuru, die noch recht nahe bei Saariselkä liegt, allerdings von Bergen eingeschlossen ist, so daß man dort praktisch keinen Mobilfunkempfang hat (ansonsten ist die Netzabdeckung in Finnland aber ziemlich gut).

Am nächsten Tag folgten wir der Hauptstrecke nach Luulampi und kämpften uns dann bei leichtem Schneesturm den Berg Kiilopää hinauf, um an der anderen Seite wieder herabzufahren. In dem dort liegenden Örtchen (das ebenfalls Kiilopää heißt) kann man sich in einer Hütte, die stark an ein Versammlungshaus der Wikinger erinnert, gut aufwärmen.

Von Kiilopää aus führt ein Weg weiter über einige Berge und Täler nach Rautulampi. Zwar ist die Strecke - vor allem für Anfänger - mit Langlaufskiern nicht sehr angenehm zu fahren, aber dafür erreicht man eine wirklich schön einsam gelegene Holzhütte, wo auch nicht so häufig Skifahrer vorbeikommen. Von Rautulampi führte uns unser Weg diesmal durch ein langgezogenes Tag zurück nach Luulampi und von da nach Taajoslaavu, einer kleinen, offenen Tageshütte in sehr schöner Lage im Wald.
Nach einer Mittagspause setzten wir unsere Fahrt auf der - wie ich fand - schönsten und angenehmsten Loipe der Gegend nach Vellinserpimä und von da weiter nach Moitakuru fort. Allerdings war der Kamin der dortigen Holzhütte defekt (oder vielleich durch Schnee verstopft), so daß wir dort kein Feuer machen konnten, ohne den Raum in eine Rauchsauna zu verwandeln. So blieb uns nichts anderes übrig als nach Vellinserpimä zurückzukehren. Glücklicherweise sind die Tage im hohen Norden auch im April schon sehr lang, so daß wir zwar spät, aber immer noch im Hellen ankamen. Der Rückweg nach Saariselkä am vierten Tag verlief recht schnell, und so konnten wir abends in Rovaniemi wieder in den Zug nach Helsinki steigen.



Zurück in der Zivilisation war eine ordentliche heiße Dusche zunächst das wichtigste, was wir zu erledigen hatten, bevor wir uns die finnische Hauptstadt ansahen. Als relativ junge Stadt hat Helsinki natürlich nicht so viele Sehenswürdigkeiten wie z.B. Paris zu bieten, aber ein paar nette Kirchen und andere Gebäude gibt es schon. (Die in allen Reiseführern erwähnte Finlandia-Halle ist meiner Meinung nach nicht außergewöhnlich schön anzusehen - halt eine ganz normale Veranstaltungshalle -, auch wenn hier - wie die Reiseführer betonen - die KSZE-Schlußakte unterzeichnet worden ist.) Einen Besuch ist auch die Festungsinsel Suomenlinna wert, die man mit einer Fähre vom Hafen aus für den Preis einer normalen Busfahrt ereicht. Zahlreiche Museen, alte Geschütze und Festungsanlagen sind dort zu sehen, in letzteren kann man sich schon ein bißchen verlaufen (vor allem, wenn man es eilig hat und zum Schiff muß).

ESTLAND


Für meinen letzten Tag in Finnland hatte ich mir einen Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn vorgenommen, die man bequem von Helsinki aus in ca. 2-3 Stunden mit der Fähre erreicht. Tickets für Tagesfahrten bekommt man wochentags zum Teil schon ab ca. 20 DM, an Wochenenden und Feiertagen kann es schon erheblich teurer werden, zum Teil sogar 150 DM. Man sollte in der Touristeninformation die Preise der verschiedenen Fährlinien vergleichen, die sich teilweise deutlich unterscheiden. Tallinn erkundet man am besten mit einem Stadtplan und Reiseführer (ich habe einen für ca. 3 DM bei einem Straßenhändler gekauft) in der Hand (auch wenn das sehr touristisch aussieht), da man sonst viele Sehenswürdigkeiten übersieht.Nicht zu übersehen ist eigentlich die prunkvolle Alexander-Newski-Kathedrale auf dem Burgberg, aber auch das alte Rathaus, das rosafarbene Gouverneursschloß (wo die Regierung Estlands tagt) und vor allem die Türme der alten Stadtmauer sollte man sich ansehen.

Tallinn bezeichnet sich zurecht als mittelalterliche Hauptstadt, wer sich für Geschichte interessiert, wird dort seine Freude haben. Wie in vielen osteuropäischen Ländern sind auch in Estland die Preise relativ niedrig, so daß man sehr günstig Essen gehen und auch andere Waren, die hierzulande hoch besteuert sind, erstehen kann. Daß den Menschen in Finnland die hohe Alkoholsteuer zu schaffen macht, merkt man spätestens wieder am Hafen, wenn fast jeder Finne mit zwei Paletten Bier im Gepäck das Schiff betritt.
Der Rückflug vom Flughafen Helsinki (der eigentlich im Nachbarort Vantaa) liegt, verläuft aufgrund der einstündigen Zeitverschiebung zu Deutschland relativ schnell, und die Zollabfertigung ist dank EU auch praktisch abgeschafft.