Übersicht



Eine Woche in Belgrad (23.-31.08.2001)


Als unser alter Schulfreund Thorsten uns berichtete, daß er für 2 Monate in die jugoslawische (und serbische) Hauptstadt Belgrad fliegen würde, um dort bei der Jugobanka ein Praktikum zu absolvieren, beschlossen Alex und ich, ihm dort einen offiziellen Besuch abzustatten, dies allerdings per Bus, da es nicht einmal halbsoviel kostete wie mit dem Flugzeug (dafür aber wesentlich länger dauert). Erstaunlicherweise war die Fahrt von Bonn mit ca. 275 DM (Hin- und Rückfahrt) ganze 40 DM billiger als z.B. von Bochum aus, außerdem mußten wir so nicht so früh aufstehen, so daß wir beschlossen, von Alex' Studienort aus unsere Reise zu beginnen.

Am Donnerstag morgen machten wir uns auf den Weg zum Bonner Busbahnhof, denn von dort fuhr unser Touring-Bus nach Belgrad ab. Um 10 Uhr sollte es losgehen, aber erst um 10:30 Uhr kam ein Bus, der aber laut Info-Schild nach Split fuhr. Der Busfahrer verriet uns jedoch, daß er zusätzlich noch der Zubringer für die Belgrad-Fahrt sei und wir mit ihm bis Frankfurt fahren sollten, um dort in den richtigen Bus umzusteigen. Letztendlich stiegen wir dann in München um, und etliche auf dem Fahrplan verzeichnete Haltestellen fuhren wir nicht an, aber immerhin konnten wir planmäßig um 19 Uhr am Münchener P&R-Busbahnhof den richtigen Touring-Bus nach Belgrad besteigen.

Von München aus ging es ziemlich zügig durch Österreich und Ungarn nach Jugoslawien. Wir machten nur in Ungarn eine Pause, ansonsten hielt der Bus nur kurz zum Fahrerwechsel. An der Grenze mußten wir dann pro Person 20 DM bezahlen, "damit unser Gepäck nicht kontrolliert wird". Davon stand zwar im Touring-Katalog nichts, aber immerhin kamen wir so schnell über die Grenze, ohne daß alle Taschen durchsucht werden mußten. In unserem Handgepäck hätten die Zöllner sicherlich etwas überraschendes entdeckt: Wir hatten nämlich Zucker in eine Plastiktüte gefüllt, um damit den 'Joghurt natur' genießbarer zu machen, das Tütchen sah aber irgendwie wesentlich verdächtiger aus. Außerdem hatten wir uns noch ein 30 Tage gültiges Touristenvisum (das man im Sommer 2001 auch an der Grenze bekommen konnte, normalerweise muß man eines für 50 DM an der jugoslawischen Botschaft beantragen) zu besorgen, welches wiederum 15 DM kostete. Die 15 DM setzten sich aus zwei Einzelbeträgen (10 DM und 5 DM) zusammen, deren Bedeutung wir nicht verstanden, da sie auf der Quittung auf jugoslawisch und in kyrillischen Buchstaben ausgezeichnet waren. (Alle offiziellen Schreiben und zum Beispiel auch Schilder mit Straßennamen sind in kyrillschen Schriftzeichen verfaßt, im täglichen Leben weden aber häufiger die uns geläufigen lateinischen Buchstaben verwendet.)

Schon um 8:30 Uhr (statt 12 Uhr laut Fahrplan) kamen wir in Belgrad an und fragten uns bis zum Zeleni Venac durch, einer großen Bushaltestelle, von der die Busse zum Studentendort (Studentski Grad), die Linien 71 und 75, abfuhren. Dort holte Thorsten uns ab und brachte uns zum Studentenwohnheim, wo wir für ca. 20 DM pro Woche wohnten. (Normalerweise zahlt man sogar nur 40 DM pro Monat.)

Die Busse sind eine der wenigen Gelegenheiten, wo man nicht mit DM (die praktisch die zweite offizielle Währung in Jugoslawien ist), sondern nur mit (Neuen) Dinar bezahlen kann. Eine Fahrt in den staatlichen Bussen kostet, unabhängig von der Entfernung in Belgrad, 7 Dinar. In privaten Linienbussen und nach Mitternacht bezahlt man 10 Dinar. Bei einem Kurs von 30:1 gegenüber der DM (Stand April 2001) ist Busfahren also fast geschenkt. Muß man in einen anderen Bus umsteigen, braucht man natürlich auch ein neues Ticket. Die Fahrscheine bekommt man übrigens nicht beim Fahrer oder an einem Automaten, sondern ein Ticketverkäufer läuft während der Fahrt durch den Bus und kassiert das Geld von den Fahrgästen. Diesen Ticketverkäufer erkennt man nicht an einer Uniform oder Dienstmarke, sondern an dem Bündel Geldscheine in der Hand.

In der zum Studentendorf gehörenden Mensa aßen wir dann zu Mittag, was sich als nicht ganz unkompliziert herausstellte, da man dafür Mensamarken braucht, die am anderen Ende der Stadt verkauft werden. Außerdem gibt es jeden Monat, sowie mittags und abends unterschiedliche Marken. Zu guter benötigten wir noch Pfandmarken für das Besteck, die auch nur zu bestimmten Zeiten verkauft werden. Netterweise nahmen die Mensa-Angestellten ausnahmsweise auch unsere Studentenausweise als Pfand an.

Am selben Abend waren wir schon auf einem Geburtstag eingeladen. Ivan kannte uns zwar nicht, aber als Thorstens Gäste gehörten wir auch irgendwie dazu und kamen in den Genuß von leckerem serbischem Blätterteiggebäck und lokalen Biersorten.

Burg
Am Samstag besuchten wir Kalemegdan, den Burgberg von Belgrad. Dort kann man sich viele alte Gemäuer, Museen (unter anderem ein Kriegsmuseum und im Burggraben alte Panzer und Geschütze) ansehen, aber auch einfach in der parkähnlichen Anlage spazierengehen oder in einem Café mit tollem Ausblick etwas trinken. Außerdem steht auf dem Berg die von uns so getaufte "Freiheitsstatue", die in einer Hand eine Friedenstaube, in der anderen ein Schwert hält.

Turm
Ada Sonntag stand ein Besuch in Ada auf dem Programm. In dem Fluß Sava, der Neu-Belgrad und Belgrad trennt und am Stadtrand in die Donau mündet, hat man die Insel Ada durch zwei Dämme mit dem Ufer vebunden und so einen See geschaffen, an dem viele Sport- und Freizeitaktivitäten möglich sind. Wir begannen zunächst mit einer Partie Aqua Soccer, einer Art Fußball, das man barfuß auf einer mit Wasser bedeckten Plane spielt. Man kann dabei nicht sehr elegant mit dem Ball dribbeln, sondern liegt fast ständig auf dem Boden, aber der Spaß-Faktor ist enorm. (Während der nächsten zwei Tage tun dafür alle Knochen weh, aber das ist es wert.) Nach dieser lustigen Sportart kühlten wir uns zunächst einmal etwas im Wasser ab (das zwar ziemlich grün und undurchsichtig, aber zum Schwimmen durchaus geeignet ist), bevor wir noch Basketball und Fußball spielen. Außerdem kann man in Ada unter anderem auch rudern, Trampolin springen, Freeclimben und Bungeespringen (für 40 DM von einem Kran übers oder ins Wasser). Nach der anstrengenden sportlichen Betätigung entspannten wir uns in einer der zahlreichen Strandbars, aßen Fisch mit Pommes frites, dazu ein leckeres jugoslawisches Pils und Live-Musik von einer Band. Das ganze kostete gerade mal 4 DM, man kann in Belgrad als Deutscher wirklich gut und günstig Urlaub machen.
Abends unternahmen einige serbische AIESEC-Studenten (von der internationalen Austauschorganisation, mit der auch Thorsten nach Belgrad gekommen war) mit uns etwas in der Stadt. Allgemein sorgten die AIESEC-Mitglieder dafür, das den Austauschstudenten in Jugoslawien nie langweilig wurde.

Montags ging ich mit Alex in der Stadt einkaufen, was zunächst recht problematisch war, da man in der Bank irgendwie kein Geld tauschen konnte (noch nicht einmal im dortigen Exchange Office), was man uns nach längerer Wartezeit mitteile. Angeblich hätte die Bank kein Geld. Nun ja, dafür wurden wir in einer Wechselstube prompt bedient und mit ausreichend Dinar ausgestattet. Sehr günstig kann man in Jugoslawien CDs kaufen (ca. 5 DM pro CD), es gibt zahllose Geschäfte und Stände. Zum Abkühlen genehmigten wir uns desöfteren ein Eis an einem der Eisstände, die im Zentrum wirklich nur in 10-20 Meter Abstand aufgestellt sind. Für 1 DM bekommt man ein Magnum(TM)-Äquivalent, das mindestens genausogut schmeckt. Der Verkäufer packt das Eis sogar aus, damit man sich nicht selbst die Finger schmutzig macht. Für den größeren und kleineren Hunger gibt es außerdem zahllose Fast-Food-Stände in der ganzen Stadt, wo man für ca. 1 DM eine kleine Pfannenpizza oder für 2 DM die serbische Spezialität Pljeskavica bekommt, eine Art großen Hamburger, den man ähnlich wie bei einem Döner Kebap mit diversen Salaten und Soßen füllen kann. In den oft durchgehend geöffneten Bäckereien gibt es außerdem noch Burek (die serbische Abart des türkischen Börek) für ca. 1 DM, Blätterteiggebäck das garantiert sättigt, gefüllt mit Spinat, Hackfleisch, Frischkäse und anderen Dingen.

Dienstag besuchten wir das Nikola Tesla Museum, das dem berühmtesten Physiker Jugoslawiens gewidmet ist. Allerdings sind dessen Öffnungszeiten nicht sehr lang: 10-12 Uhr und 16-18 Uhr, montags hat es, wie alle Museen in Jugoslawien, geschlossen. Für 0,50 DM kann man sich in dem kleinen, aber nett gemachten Museum Bilder und Briefe, sowie diverse Hinterlassenschaften von Nikola Tesla ansehen. Außerdem werden einige wichtige Experimente und Versuchsaufbauten des Physikers gezeigt und auf Nachfrage auch vorgeführt, eine ganz interessante Ausstellung.

Mittwochs wollte ich eigentlich noch zum Friseur gehen (wo kann man sich schon für 5 DM die Haare schneiden lassen), aber obwohl der Salon schon um 10 Uhr geöffnet hatte, war Haareschneiden nach Aussage der Angestellten erst am 14 Uhr möglich, was ich allerdings nicht ganz nachvollziehen konnte. So genossen wir unseren vorletzten Tag in Serbien bei meist schönem Wetter am Ada-Strand.
Donnerstag morgen fuhr unser Bus zurück nach Deutschland. Um den Abfahrtsbereich des Busbahnhofes zu betreten, mußten wir ca. 1 DM 'Eintritt' zahlen (bei Zügen am Bahnhof ist es ähnlich), dafür betrug die 'Gepäckgebühr' bei der Ausreise aus Jugoslawien nur 5 DM. Die Rückfahrt im Bus gestaltete sich relativ unbequem und dank einer jugoslawischen Comedy zumindest für uns auch nicht sehr interessant. Aber nach 23 Stunden waren wir schließlich doch zurück in Bonn.

Übersicht