Silvester in diesem Jahr verbrachte ich - wie üblich - nicht in Deutschland, sondern diesmal in Japan,
9000 km entfernt vom heimischen Feuerwerk. Solveig war am 30.12. ebenfalls in Osaka angekommen und kam
so direkt in den Genuß eines traditionellen japanischen Jahreswechsels. Wir waren nämlich von
Prof. Taniguchi in sein Haus in Hirakata eingeladen worden, wo uns ein nettes Büffet von im Wesentlichen
fischigen japanischen Gerichten aufgetischt worden. Das sah wirklich gut aus und schmeckte auch meistens
recht lecker - wenn man Fisch mag. Solveig genoß daher lieber den heißen Sake.
Kurz vor 22 Uhr gab es dann eine Suppe mit japanische Soba-Nudeln (die langen Nudeln symbolisieren ein
langes Leben), das traditionelle Essen, das es in
praktisch jedem Haushalt zum Jahreswechsel gibt. Gut gesättigt fuhren wir danach mit Prof. Taniguchi
nach Korien, wo wir eine ehemalige Mitarbeiterin oder Kollegin besuchten, die uns nochmal eine große
Platte Sushi und Sake auftischte.
Kurz vor zwölf gingen wir zu einem großen Tempel in Korien (Naritasan Fudoson Temple), zu dem
die Japaner traditionellerweise in der Nacht zum Neujahr pilgern.
Wir waren schon etwas spät dran, doch das machte keinen großen
Unterschied, denn um Mitternacht gab es weder ein Feuerwerk noch knallten Sektkorken. Wir hätten die
Jahreswechsel glatt verpaßt, wenn meine Eltern nicht aus dem warmen Brasilien angerufen
hätten. Nachdem wir uns also zumindest in der Familie ein frohes neues Jahr gewünscht hatten,
reihten wir uns in die lange Schlange vor dem Tempel ein.
Nach längerer Wartezeit mit Zwischenstationen
an einem kleinen Brunnen und einem Becken mit Räucherstäbchen, zur (symbolischen) Reinigung mit
Wasser und Rauch, erreichten wir das Tempelinnere, wo erstaunlich wenig los war (wohin waren all die Leute
aus der Schlange verschwunden?). Wir genossen eine ganze Weile den schönen Anblick des Tempels und die
Atmosphäre, bevor wir wieder nach draußen gingen und uns an einem der Stände ein Zettelchen
mit Vorhersagen/Glücksbringung (Prof. Taniguchi wußte auch nicht so recht, wie er das übersetzen
sollte) kauften. 2008 wird wohl für uns ganz gut aber nicht perfekt, wenn ich richtig verstanden habe.
Um aber ganz sicherzugehen, knoteten wir das Zettelchen zu dutzenden anderen an eine Leine, um die
glücksbringende Nähe des Tempels zu nutzen (oder was auch immer, schaden kann's ja nicht).
Anschließend schlenderten wir noch an den vielen Imbiß und Verkaufsständen auf dem Weg zum
Tempel vorbei, hielten uns wegen der Kälte aber nicht länger auf, sondern nahmen um kurz vor
zwei den Zug nach Neyagawa (die Neujahrsnacht ist die einzige im Jahr, in der die Züge durchfahren,
statt gegen Mitternacht den Betrieb einzustellen). Ein sehr ungewöhnliches aber auch interessanter
Jahreswechsel (vom Jahr des Wildschweins zum Jahr der Maus), das in einer weniger eisigen Nacht vielleicht
noch netter gewesen wäre.