Around the World in 109 days
Um die Welt in 109 Tagen
04.05.-21.08.2008
China, 16.-26.05.2008
Zeitzone: China = MESZ + 6h
1 Euro = 11 Yuan (RMB)
Freitag, 16.05.2008
Die chinesische Grenzkontrolle um 16 Uhr erwies sich dann als wesentlich
abenteuerlicher als die kasachische. Zunächst war ich positiv überrascht
von dem modernen Gebäude und dem perfekt Englisch sprechenden, sehr netten
Grenzbeamten, auch wenn er genau wissen wollte, wo ich in China hinfahren
wollte. Meinen Plan, Sichuan zu besuchen, hatte ich aufgrund des schweren
Erdbebens dort am 12. Mai ohnehin schon aufgegeben, und der Mann riet mir
auch davon ab, nach Sichuan zu fahren. Sein Kollege wollte dann allerdings
die Fotos auf meiner Digicam sehen und klickte sich tatsächlich durch
alle 700 Bilder, die ich bis dahin gemacht hatte! Als er schließlich
ein Foto von einem Poster mit dem Dalai Lama sah, mußte ich ihm erst
ausführlich erklären, daß ich das in Kalmückien gemacht
hatte (und wer kennt schon Kalmückien) und noch nie in Tibet gewesen sei.
Auch die Fahne von Kalmückien fand er verdächtig und vermutete einen
Bezug zu Falun Gong. So mußte ich dann ganz vorsichtig meine
natürlich völlig neutrale Haltung zu diesen heiklen politischen
Themen ("Ich kenne mich damit nicht aus, keine Ahnung.") erklären.
Nachdem ich als halbwegs unverdächtig dann doch passieren durfte,
mußte mein Gepäck noch durch das Röntgengerät, wo am
anderen Ende meine Digicam zwischen die Rollen geriet. Als ich sie befreit
hatte und testete, öffnete der Objektivverschluß nicht mehr
richtig. Na ganz toll! Der Dame von der Kontrolle tat es wirklich leid (an
Schadensersatz war aber natürlich nicht zu denken), doch ihr Kollege
fing, als ich ihm die beschädigte Kamera zeigte, an wieder alle meine
Fotos durchzusehen. Arrrgghh!
Ziemlich genervt verließ ich dann das Gebäude, von den restlichen
Passagieren in meinem Bus war nach meiner langen Kontrolle nichts mehr zu
sehen. Den Bus konnte ich in einiger Entfernung wegfahren sehen, doch ein
chinesischer Soldat ließ mich nicht dorthin, sondern schickte mich zu
einem Ausgang wo eine regelrechte Meute von Taxifahrern sich auf mich
stürzte und mich zum Bahnhof oder sogar die fast 1000 km nach Urumchi
fahren wollten. Ich aber wollte nur zu meinem Bus, doch niemand konnte mir
vernünftig (und auf Englisch) sagen, wie ich da hinkommen sollte.
Tierisch sauer stürmte ich dann wieder zurück in das
Grenzgebäude, vorbei an dem Soldaten, der mich gar nicht durchlassen
wollte (aber nervigerweise kein Wort Englisch sprach und von mir deshalb
einfach ignoriert wurde), zu den Grenzbeamten wegen deren aufwendiger
Kontrolle ich nun meinen Bus zu verpassen drohte. Auch die hatten nicht
wirklich einen Plan, wie ich nun zum Bus kommen sollte.
Irgendwann bot sich ein Mann an, mich kostenlos auf seinem Motorrad in die Stadt
mitzunehmen (recht abenteuerlich mit all meinem Gepäck), wo am
Busbahnhof unser Bus stand und die anderen Passagiere gemütlich
zu Abend aßen. Offensichtlich war es wirklich vorgesehen, daß
jeder von der Grenze ein Taxi in die Stadt nahm und dort erst wieder in
den Bus stieg. Was für eine dumme Regelung, aber noch dümmer
war, daß mich niemand darüber unterrichtet hatte und selbst
die Grenzbeamten keine Ahnung davon hatten.
Naja, schließlich hatte ich es doch noch nach China und zu meinem
Bus geschafft und konnte mich nach der Abfahrt für einige Stunden
in den Schlaf wiegen bzw. rütteln lassen.
Samstag, 17.05.2008
Gegen sechs Uhr morgens kam der Bus in Urumchi an, und ich konnte mein beengendes Schlafquartier verlassen. Da mir weder der Busfahrer noch irgendwer der sonstigen Leute an der Haltestelle sagen konnten (zumindest in keiner Sprache, die ich verstand), wo in Urumchi wir uns befanden, nahm ich mir doch lieber ein Taxi (bzw. fuhr bei einem Typen mit, der mich für 20 Yuan chauffieren wollte) zu meinem Hotel. Doch obwohl er sagte, er wüßte, wo es ist, kurvten wir Ewigkeiten kreuz und quer durch die Stadt. Ich hatte zwar eine Karte, auf der die ungefähre Position des Xinjiang Fandian verzeichnet war, doch da war kein Hotel direkt auszumachen, und irgendwie hielt mein Fahrer ständig an anderen Straßenecken. Als ich schließlich darauf bestand, genau an dem Punkt auf der Karte zu halten, wo das Hotel sein sollte, sahen wir schließlich doch das ziemlich unauffällige Eingangsschild. Endlich angekommen waren wir beide froh, und mein Fahrer wollte dann noch nicht einmal das Geld für die unfreiwillige Stadtrundfahrt haben.
Im Xinjiang Fandian bezog ich dann ein preiswertes Zimmer im 6. Stock, mit
nettem Ausblick auf den Kreisverkehr davor, das südliche Stadtzentrum
und die Berge im Hintergrund. Die Gemeinschaftsduschen auf dem Gang waren OK
und hatten dauerhaft Warmwasser, aber die Toiletten entsprachen dann doch der Preisklasse des Hotels: 3 Löcher im Boden, durch etwa 90 cm hohe Holzwände getrennt, so daß man sehen konnte, welches Klo gerade besetzt bzw. behockt war. Naja, was will man für 60 Yuan pro Nacht erwarten?
Nachdem ich schön geduscht hatte, machte ich mich auf, ein wenig die Stadt zu
erkunden. In Urumchi selbst gibt es nicht so viele wirkliche Sehenswürdigkeiten, aber mir lag zuerst auch daran, die Vorteile einer Großstadt zu nutzen, sprich Geld abheben und ein Zugticket für die Weiterfahrt zu kaufen. Auch wenn ich vor den überfüllten chinesischen Bahnhöfen gewarnt worden war, wollte ich doch zumindest einmal persönlich das Abenteuer erleben, mir an einem normalen chinesischen Fahrkartenschalter ein Ticket zu kaufen.
Nachdem ich den Eingang zur Tickethalle passiert hatte (wo mehrere Sicherheitsmitarbeiter und ein Gepäckdurchleuchtegerät standen, ich aber unbehelligt passieren durfte) sah ich dann die Menschenmengen: Etwa 20 Ticketschalter und vor fast jedem standen geschätzte 20-30 Personen. Offensichtlich war das aber noch nicht die Rush Hour, denn der "Hochsitz" am Ende der Halle (ein Stuhl auf einem ca. 2 Meter hohen Gestell, wie er z.B. auch vom Schiedsrichter beim Tennis genutzt wird) war nicht besetzt. Von dort werden wohl bei Hochbetrieb die Menschenmassen per Megaphon dirigiert. Da ich die Anzeigetafeln über den Schaltern nicht lesen konnte und keine Lust hatte, umsonst ewig am falschen Schalter zu stehen (wie es mir schon in St. Petersburg passiert ist), ging ich zum Schalter mit der kürzesten Schlange und trug mein Anliegen vor. Ich erfuhr (sogar auf Englisch, nachdem eine Kollegin herbeigeholt worden war) welchen Fahrschein ich wo kaufen mußte. Also stellte ich mich brav an und beobachtete das Treiben in der Halle: Zwischendurch wurde ein streitendes Ehepaar von den Sicherheitsleuten herausgeführt, und eine Dame von der Kontrolle lieferte sich ein heftiges Wortgefecht mit einem Mann, der sich nicht an ihre Anweisungen halten wollte. Das ganze wurde von den Wartenden mit Interesse verfolgt, irgendwie
muß man die Wartezeit ja rumkriegen. Nach 20-30 in war ich dann auch am Schalter angekommen und konnte, durch ein intelligent angebrachtes Drehkreuz von seitlich vordrängelnden Kunden geschützt (wie in Kasachstan war es hier offensichtlich eine unangenehme aber weit verbreitete Angewohnheit, sich seitlich an das Ticketfenster zu drängeln und Geld für eine Fahrkarte hinzulegen, während die Bahnangestellte eigentlich mit einem anderen Kunden beschäftigt war) mein Ticket kaufen. (Zwar lehnten sich trotzdem von der Seite einige Leute zum Fenster herüber, wurden aber von der Bahndame ignoriert.) Die gute Frau am Schalter sprach sogar Englisch, und so erlangte ich recht problemlos und mit Rahmenprogramm mein erstes chinesisches Zugticket.
Anschließend wanderte ich ein bißchen durch die Stadt, buchte
einen Ausflug zum Tian-Shi-See am nächsten Tag und aß in einem
chinesischen Restaurant für preiswerte 10 Yuan das leckere Tagesmenü
zu Mittag. Die Shrimps darauf irritierten mich ein wenig, da Urumchi nach
eigenen Angaben die Stadt ist, die am weitesten von irgendeinem Meer entfernt
liegt. Nichtsdestotrotz sah ich gerade in Urumchi an jeder Ecke Fisch- und Seafood-Restaurants. Naja, vielleicht ist ja gerade das Exotische besonders beliebt.
Auf dem Volksplatz (Renmin Square) war an diesem Tag viel Programm und
Werbung für diverse Handyfirmen, aber eine chinesische SIM-Karte
(ein Handy hatte ich ja schon) fand ich erst nach längerer Suche
in einem Geschäft in einer anderen Straße. Musik und
Klingeltöne für's Mobiltelefon konnte man dagegen alle paar Meter
an der Straße bekommen, wo (wohl eher unlizenzierte) Verkäufer mit
einem halben dutzend Handymodellen und Übertragungskabeln saßen und
die musikalische Ware anboten, die dann in Nachtbussen und -zügen die
anderen Passagiere vom Schlafen abhielt.
Nerviger fand ich allerdings die Musik und Werbebotschaften, die die
Geschäfte in der Einkaufsstraße aus riesigen Boxen dröhnen ließen, in einer Lautstärke, die wohl auch Kunden aus dem fernen Peking anlocken - oder zumindest die Konkurrenz nebenan übertönen - sollte. Ich zog es vor, in den hübschen ruhigen Volkspark (Renmin Park) zu spazieren, wo nur Musik von traditionellen uighurischen oder chinesischen Instrumenten zu hören war, die die Einheimischen spielten. Der Park war offensichtlich ein beliebter Ort, um gemeinsam zu musizieren oder zu tanzen, eine wirklich nette Atmosphäre.
Gegen 19 Uhr setzte ich mich in den Biergarten der Fubar-Bar, wo es
kostenloses WiFi-Internet gab und ich meine weitere Reiseroute durch
China planen konnte. Das nette Personal dort hatte ebenfalls einige Tips,
und so machte ich mich erst gegen 22 Uhr auf den Heimweg, mit einem kurzen
Besuch auf dem Wayi-Nachtmarkt und in einen kleinen Shop um die Ecke, wo
ich meinen Proviant aufstocken konnte. Interessant fand ich die
Geldschein-Zählmaschinen, die man in China in vielen Geschäften
fand, und die die Besitzer voller Begeisterung nutzten, auch wenn man nur
mit einem einzelnen Schein bezahlte.
Fotogalerie: Urumchi
Sonntag, 18.05.2008
Nach dem Check-Out nahm ich mir gegen 8 Uhr ein Taxi zum Treffpunkt für
die Tagestour zum Tian Chi (Himmelssee). Der Minibus von dort sammelte dann
noch an mehreren Punkten in der Stadt Leute ein (und hielt nach etwa einer
Stunde unter anderem auch wieder dort, wo ich eingestiegen war), aber gegen
10 Uhr ging es dann doch los Richtung Westen, durch Wüsten- und Berglandschaften, bis wir gegen 12:15 Uhr in der Tian Shi Gegend ankamen. Dort fuhren wir aber nicht direkt zum See, sondern zu einem Gebäude, wo eine Verkaufsveranstaltung für chinesische Medizin stattfand (und das Busunternehmen offensichtlich eine Provision für jeden Fahrgast bekam, den man dort zwischenstoppen ließ). Alle chinesischen Businsassen sollten/mußten dort aussteigen, aber die beiden Ausländer (ich und Tomo aus Yokohama/Japan) hatten im Bus zu warten. Etwas später holte unsere Reiseleiterin allerdings die Japanerin auch ab, die wohl notfalls noch als Chinesin durchgehen konnte, wenn sie versprach, nicht zu reden. Das war so dreist, daß es schon wieder lustig war.
Am Fuß des Berges angekommen, stiegen wir in einen anderen Bus um (den wir noch einmal extra bezahlen mußten), gegen 13 Uhr gab es ein hektisches Mittagessen (wir lagen schon hinter dem Zeitplan), und schließlich ging es mit einer Art Golf-Elektroauto (erneut gegen einen kleinen Fahrpreis, so summiert sich der Umsatz der Veranstalter auch) zum Tian Shi See, ein herrlicher Anblick vor der Kulisse der hohen Berge im Hintergrund, zurecht eine beliebte Touristenattraktion der Gegend.
Nachdem wir uns am See sattgesehen hatten, besuchten Tomo, ich und einige
Chinesen noch den benachbarten Taoisten-Tempel, ein eher neueres aber
hübsches, farbenfrohes Gebäude. Von der obligatorischen,
chinesischsprachigen Tour verstanden wir nicht so viel und sahen uns lieber
selbständig um. Anschießend wurden wir alle von einer Mönch
in einem Raum des Tempels gesegnet (oder sowas in der Art), und nachher
gab es für jeden noch eine "Individualberatung" (oder was auch immer)
durch den Mönch, die für uns allerdings mangels chinesischer
Sprachkenntnisse ausfiel. Stattdessen suchten wir im Souvenirshop nebenan
nach Postkarten, und es gab sogar ein halbes Dutzend Karten der Provinz
Xinjiang, allerdings keine einzige, die den Tian Shi zeigte! Generell war
es in China wirklich schwierig, vernünftige Postkarten zu finden.
Naja, dann eben nicht.
Fotogalerie: Tian Chi
Tomo blieb noch eine Nacht in Tian Shi, ich nahm um 16:30 Uhr den Bus mit den
Chinesen zurück nach Urumchi, um 19 Uhr - nachdem geschätzte 50
öffentliche Taxis schon besetzt vorbeigefahren waren - ein Privattaxi
(sprich Privatauto, das anhielt, was in China im Gegensatz zu Rußland
nicht die Norm ist) zum Bahnhof und um 20:03 Uhr den Nachtzug Richtung Westen
nach Liuyuan. Bis es dunkel wurde (was aufgrund der physikalischen aber nicht
offiziellen Zeitverschiebung im Vergleich zu Peking recht spät war,
bewunderte ich noch die vorbeiziehende Wüstenlandschaft von Xinjiang
und den größten Windpark, den ich bisher gesehen hatte, mit bestimmt
über tausend Windrädern zur Stromerzeugung. Dann machte ich es mir
in meinem Zugbett bequem, so komfortabel aber neuer und sauberer als in
Kasachstan, mit blütenweißem Bettzeug. Nachtzugreisen in China
ist wirklich angenehm.
Fotogalerie: Von Urumchi nach Liuyuan
Montag, 19.05.2008
Nach der Ankunft um 5 Uhr morgens im Bahnhof Liuyuan ging es per Sammeltaxi
mit 3 Chinesen in etwa eineinhalb Stunden durch die Wüte (inklusive
herrlichem Sonnenaufgang) nach Dunhuang. Da frühstückten wir
(Daizhengyong, ein netter Chinese, den ich am Bahnhof kennengelernt hatte,
ich, und einige weitere chinesische Touristen) traditionelle Gyoza, dann
fuhren wir mit dem Taxi, das wir für den ganzen Tag gebucht hatten,
(nach einem kurzen Stop an einem Tempel) zu den Mingsha Shan Dünen, die bis zu 1715 m hoch im Süden der Stadt aufragen.
Die Dünen sind touristisch erschlossen (sprich man darf einen nicht
geringen Eintritt bezahlen), aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Am
Haupteingang konnte man sich leuchtend orangefarbene Überschuhe
(Gamaschen) zum Schutz vor dem Sand mieten und dann, zu einem Extrapreis
natürlich, per Kamelkarawane auf den Kamm der Dünen reiten,
Daizhengyong und ich (als einzige) beschlossen aber, zu Fuß zu gehen,
statt den Touristenmassen zu folgen. Der Aufstieg an den sandigen Dünenhängen war schweißtreibend (es gab ein paar Holztreppen, für die man ebenfalls bezahlen mußte, China ist das Land der kleinen Preise für jede touristische Kleinigkeit), aber so hatten wir uns den Ausblick vom "Gipfel" wirklich verdient. Weiter ging es dann zum Halbmondsee, an dem ein einer kleinen Oase einige traditionelle chinesische Gebäude stehen. Ein herrlicher Anblick!
Gegen 11 Uhr verließen wir das Gelände der Dünen und besuchten das nahe gelegene Heimatmuseum (wo auch ausgetrocknete Hölzer aus der Wüste ausgestellt waren, die Geschichte dahinter verstand ich allerdings nicht). Danach war ein opulentes Mittagessen in der Stadt mit Daizhengyong und unserem Fahrer angesagt und anschließend etwa zwei Stunden "Freizeit", die Dai (ich kürze den Namen jetzt mal ab) und ich nutzten, um ein bißchen durch die Stadt zu spazieren, Postkarten zu kaufen (im Postamt, wo es zwar Postkarten, aber keine Briefmarken gab!) und in einem riesigen Internetcafe zu surfen (leider recht langsam und mit begrenztem Zugang, da viele westliche Internetseiten in China gesperrt sind). Um 14 Uhr fand eine landesweite Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Sichuan-Erdbebens vom 12. Mai statt (die Autos unterstützten das Schweigen durch Betätigen ihrer Hupe), die am nächsten Tag im Fernsehen ausgiebig gezeigt wurde.
Gegen 15:15 Uhr holte uns unser Fahrer wieder ab und brachte uns zu den legendären Mogao-Höhlen, der Hauptattraktion Dunhuangs. Die bis zu 1650 Jahre alten Höhlen beherbergen buddhistische Kunst aus viele Jahrhunderten, beeindruckende Wandmalereien, umwerfende Statuen, die den Laien i Staunen versetzen und Kunsthistoriker wohl monatelang begeistern könnten. Vo den hunderten Höhlen besucht man bei einer geführten Tour etwa 5, die aber beeindruckend genug sind. Eine davon beherbergt eine 34,5 m hohe Buddhastatue (die drittgrößte der Welt), eine andere einen ähnlich langen liegenden Buddha. (Leider durfte man in den Höhlen nicht fotografieren.)
Nach diesem ausgiebigen Sightseeingprogramm brachte der Taxifahrer mich und Dai um 18:10 Uhr zum "neuen" (noch im Umbau befindlichen) Bahnhof von Dunhuang, wo wir in einem provisorischen Wartesaal warten durften, dann aber durch das beeindruckende riesige neue Gebäude zum Zug geleitet wurden. Generell kommt man nur mit einem gültigen Fahrschein (und nach Gepäckdurchleuchtung) in den Wartesaal und nach Durchsage passend zum jeweiligen Zug auf den Bahnsteig. Es ist recht gut organisiert, um trotz der Menschenmassen in China einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Im Nachtzug tauscht man dann bei der Zugbegleiterin das Ticket gegen einen Coupon für das entsprechende Bett und kurz vor dem Aussteigen wieder zurück. So wissen die Zugbegleiter immer, wer noch an Bord ist und können die Fahrgäste bei Bedarf rechtzeitig vor ihrem Zielbahnhof wecken. Ein recht gutes System. Zusätzlich gibt es, wie in Kasachstan und Rußland auch, in jedem Waggon dauerhaft heißes Wasser (für Tee oder Suppen aus dem Pappbecher, super für lange Zugfahrten).
Und Zugbegleiter rollen in regelmäßigen Abständen Wägelchen voller Getränke, kalter und warmer Mahlzeiten und anderer mehr oder weniger nützlicher Reisegebrauchsgüter wie Zahnbürsten und Pantoffeln durch den Zug. Zwischendurch werden noch andere Waren feilgeboten (wohl gegen eine Provision) wie z.B. Einlegeschuhsohlen mit Wasserfüllung für ein knochenschonenderes Laufen oder so. Die Bahndame sah aber ein, daß die Sohlen für mich zu klein waren. Dai und ich bevorzugten dann doch eher praktische Gebrauchsgüter wie chinesisches Bier, das wir nach der Abfahrt um 19:25 Uhr genossen und uns nach dem langen Tag in der Wüste redlich verdient hatten.
Fotogalerie: Dunhuang und Mogao
Dienstag, 20.05.2008
Gegen 9 Uhr morgens kamen wir in Lanzhou an, luden unser Gepäck bei einer Bekannten von Daizhengyong ab und genossen den Komfort einer Dusche. Dann ließ ich mich von Daizhengyong in die kulinarischen Highlights der Stadt (Niuroumian, eine scharfe Suppe mit etwas Rindfleisch und frisch gemachten Nudeln, und köstlichen Tee aus diversen Blättern und Blüten) einführen, bevor es auf Sightseeing-Tour ging. Wir besichtigten die berühmten Wasserräder von Lanzhou (mit deren Hilfe früher Wasser vom Fluß auf die Felder gepumpt wurde), die Statue der Mutter des Gelben Flusses (Huang He), an dem Lanzhou liegt, die Zentralmoschee, einige nette Parks, den Weiße-Wolke-Tempel, der Hügel der Weißen Pagode und die Zhongshan-Brücke.
Anschließend besorgten wir mir eine neue SIM-Karte für's Handy, da meine Karte aus Urumchi entgegen der Aussage der Mitarbeiter dort, nur in Urumchi und Umgebung, aber nicht dem Rest von China funktionierte. Danach besorgte ich mir im Fremdsprachen-Buchladen einen ganzen Stapel Literatur, um die langen Zug- und Busfahrtzeiten zu verkürzen. Abends ging ich dann mit Daizhenyong und seiner Bekannten Zhang-Mingyan schick chinesisch essen, mit zum Teil sehr ungewöhnlichen Gerichten wie blauschwarzen Eiern (angeblich von der Ente).
Am Abend bewunderten wir die herrlich beleuchtete Zhongshan-Brücke und die Gebäude am Hügel der Weißen Pagode, dann veranstalteten wir in Zhang-Mingyans Firma noch eine kleine Karaokeparty, bevor ich um 22:30 Uhr zum Bahnhof mußte und 23:22 Uhr mit dem Nachtzug abfuhr. Ein wirklich schöner Tag mit netten Leuten in Lanzhou!
Fotogalerie: Lanzhou
Mittwoch, 21.05.2008
Eigentlich hatte ich von Lanzhou nach Chengdu fahren wollen, doch aufgrund des Erdbebens vom 12. Mai beschloß ich, die Provinz Sichuan zu umfahren. So kam ich nachmittags in Zhengzhou im Osten Chinas an, wo leider kein freier Platz mehr im 0:52-Uhr-Nachtzug nach Yichang zu kriegen war, lediglich "Stehplätze" ohne Platzreservierung, das wollte ich mir aber nicht antun. Also buchte ich einen Hard Sleeper Platz (meine bevorzugte Reiseklasse, bestes Preis-Leistungs-Verhältnis) für den Zug um 4:01 Uhr, gab meine Tasche an der Gepäckaufbewahrung ab und marschierte los, ein wenig die Stadt zu erkunden. So richtig spektakulär fand ich die Stadt allerdings nicht: Viel zu viele Autos, Lärm und schlechte Luft. Da genoß ich jeden Park, an dem ich vorbeikam. Interessant war es trotzdem, das Leben der normalen Leute zu sehen: ältere Männer saßen an Tischen am Straßenrand und spielen Mahjongg oder Karten, Besitzer der zahlreichen kleinen Läden an den Straßen verbrachten ihren gesamten Alltag am Straßenrand, dort stand ein Kinderbett, es wurde gegessen und zum Teil diente die Regenrinne auch als Toilette (dafür hatten die Kleinkinder statt Windeln Hosen an, die im Schritt offen waren). Ein bißchen interessant war noch die ehemalige Stadtmauer, von der nur noch ein breiter Erdwall übrig ist, der nun als Park dient. Als es dunkel wurde, suchte ich mir ein Internetcafe, wo ich einige Stunden verbrachte, meine weitere Reiseroute plante und einige E-Mails schrieb.
Gegen Mitternacht machte ich mich langsam auf den Weg zurück zum Bahnhof, sah am Platz des 7 Februar eine größere Menschenansammlung, die der Opfer des Sichuan-Erdbebens vom 12.5. gedachten (ähnliche Veranstaltungen hatte ich auch in Lanzhou gesehen).
Dann ging ich in einem etwas größeren Laden noch etwas Proviant einkaufen. Das zahlreiche Personal dort hatte offensichtlich nachts wenig zu tun, ich sah ein halbes Dutzend Mitarbeiter zwischen den Regalen liegen und schlafen. Auch vor dem Bahnhof saßen oder lagen zahlreiche Menschen auf ihrem Gepäck und schliefen. Zwar war es nicht kalt, aber ich verstand nicht wirklich, warum sie ohne Not Stunden vor der Abfahrt dort kampierten. Naja, ich suchte mir auch ein Plätzchen und vertrieb mir die Zeit mit der in Lanzhou neu erworbenen neuen Lektüre, passend zu meinem aktuellen Reiseland "Der Palast der ewigen Jugend", einen chinesischen Literaturklassiker. Um 4:01 Uhr fuhr endlich mein Zug ab, und ich gönnte mir den wohlverdienten Schlaf.
Fotogalerie: Zhengzhou
Donnerstag, 22.05.2008
Gegen Mittag wurde ich durch eine Geräuschkulisse geweckt, die mich irgendwie an heftig streitende Schlümpfe erinnerte, doch als ich die Augen aufschlug, sah ich, daß es sich um einige chinesische Damen handelte, die alle Personen im Waggon an ihrer Meinungsverschiedenheit teilhaben ließen, bis eine (die Anstifterin?) schließlich an ihrem Zielbahnhof ausstieg und wieder Ruhe einkehrte. Ich war nun allerdings wach und machte mir zum Frühstück einen Becher Nudelsuppe mit dem heißen Wasser, das wie in Kasachstan in jedem Waggon zur Verfügung stand (super für längere Reisen).
Gegen 15:15 Uhr kam ich schließlich in Yichang an und bezog ein Zimmer im praktisch gelegenen und preiswerten Bahnhofshotel. Die amen an der Rezeption sprachen sogar ein wenig Englisch und riefen einen englisch sprechenden Mitarbeiter eines Bootsunternehmens an, mit dem ich meine geplante Fahrt auf dem Jangtsekiang organisieren konnte.
Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, machte ich mich auf den Weg in die City, die mir, obwohl Yichang 4 Millionen Einwohner hat, wesentlich entspannter erschien als Zhengzhou, mit weniger Verkehr und besserer Luft. In der CITS-Touristenagentur erkundigte ich mich nach Details zum 3-Schluchten-Damm (der leider zu der Zeit nicht besucht werden konnte, da in der folgenden Woche dort der olympische Fackellauf stattfinden soll) und zu den verschiedenen Bootsverbindungen nach Wanzhou bzw. Chongqing, den Jangtsekiang flußaufwärts. Die zwei Damen dort sprachen sogar Englisch und waren sehr freundlich, aber offensichtlich etwas durcheinander, was die verschiedenen Boote anging (Schnellboot, Kreuzfahrt), so daß ich mich lieber nicht darauf verließ.
Ich wanderte die Yunji-Straße am Kinderpark (mit einem echten alten Kampfflugzeug) vorbei zum netten Park am Ufer des Jangtsekiang. Da ich kein Internetcafe finden konnte, kehrte ich um halb acht ins Hotel zurück und schrieb noch etwas an meinem Reisebericht.
Fotogalerie: Yichang
Freitag, 23.05.2008
Morgens mußte ich feststellen, daß sowohl Strom als auch das Wasser ausgefallen waren. Zum Glück lief ersteres irgendwann wieder, so daß ich zumindest noch duschen konnte (in Yichang war es schon deutlich heißer und schwüler als im Norden). Kurz vor acht holte mich dann ein Fahrer von dem Schiffsunternehmen ab, bei dem ich mein Ticket gebucht hatte, und fuhr mich zum Büro der Gesellschaft. Dort frühstückte ich erstmal äußerst lecker und preiswert (5 Yuan) ein frisch gekochtes Nudelgericht von einem Straßenstand. Um halb neun fuhr dann der Bus ab zum Fährterminal auf der flußaufwärts gelegenen Seite des 3-Schluchten-Damms, von dem man aufgrund des regnerischen Wetters leider fast nichts sehen konnte.
Gegen halb zehn legte unser Schnellboot dann ab und rauschte flußaufwärts. Ich war offensichtlich der einzige Tourist an Bord, die anderen Passagiere nutzten das Schnellboot lediglich als praktischstes Fortbewegungsmittel zwischen den Orten am Fluß (wie hielten unterwegs in Badong, Wushan, Fenglie und Yunyang). So hatte ich den besten Aussichtspunkt, an der offenen Tür zur Kabine (die eine weitaus bessere Sicht bot als die Plexiglasscheiben) fast für mich alleine. Lediglich die Raucher nutzen den Ort aus anderer Motivation, während die anderen Passagiere chinesische Castingshows in TV-Serien guckten. Ich zog dann doch die beeindruckende Kulisse der drei Schluchten - Xiling, Wu und am beeindruckendsten Qutang - vor. Vor dem Bau und der schon teilweisen Flutung des Beckens (das Wasser stand bei 150 Meter und soll noch bis auf 175 Meter ansteigen) müssen die Schluchten noch atemberaubender gewesen sein.
Fotogalerie: Die drei Schluchten
In Wanzhou (auch Wanxian genannt) legte das Schnellboot schließlich an und wir bestiegen einen Bus, der uns über die neue Schnellstraße nach Chongqing brachte. Dort führte eine nette Mitreisende vom Boot mich noch zu einem Bus, mit dem ich zum Hauptbahnhof kam. Da bezog ich ein echt luxuriöses Zimmer (es gab nichts anderes, und es war mit 178 Yuan auch nicht wirklich teuer) im Fuyuan Hotel, direkt am Bahnhof, denn am nächsten Morgen sollte es direkt mit dem Zug weitergehen.
Das Sightseeing bei Nacht sparte ich mir und suchte mir stattdessen eines der zahllosen kleinen Straßenrestaurants, wo ich für 4 Yuan einen großen Teller leckeren gebratenen Reis mit Ei und Gemüse bekam. Ich sollte öfter die lokale Küche austesten. Nach ein paar Provianteinkäufen und einem kurzen Besuch im Internetcafe ging ich zurück ins Hotel, um meinen Luxusraum noch etwas zu genießen und - Businesstraveller-like - bis 2 Uhr am PC zu tippen.
Samstag, 24.05.2008
Am Morgen ging es zum Bahnhof und um 9:30 Uhr mit dem Zug Richtung Südwesten. Den Tag über genoß ich die vorbeiziehende Landschaft, nicht mehr so dürr wie im Norden, sondern grün und fruchtbar, mit zahllosen Reisterrassen, Wasserbüffeln (Traktoren haben auf den Reisfeldern nichts zu suchen) und Bauern auf den Feldern. Im Bahnhof von Guiyang bestaunten mich die Kinder im Zug gegenüber mehr als umgekehrt (man sah in dieser Gegend wirklich nirgendwo Ausländer). Generell war das Zugfahren in China sehr angenehm und bequem, man war gut versorgt, selbst wenn man keinen Proviant mitgebracht hatte, das Handynetz war landesweit sehr gut (nicht nur in den Bahnhöfen wie in Kasachstan), die Züge ordentlich und pünktlich, und wenn man - wie ich nun seit Lanzhou - genug zu Lesen dabei hatte, konnte man gut und preiswert tausende Kilometer zurücklegen.
Fotogalerie: Von Chongqing nach Kunming
Sonntag, 25.05.2008
Nach etwa 20 Stunden Zugfahrt kam ich um kurz nach fünf morgens in Kunming an, besorgte mir gleich Busfahrkarten für die Weiterreise und wanderte etwas durch die noch recht leeren Straßen in der Umgebung. Um 7 Uhr saß ich schon wieder im Bus, diesmal nach Shilin, wo ich mir am 8:30 Uhr den ganzen Vormittag über den spektakulären Steinwald aus Karstfelsen ansah. Etwas abseits der zeitweise von Touristen überlaufenen Highlights hatte ich den gesamten Steinwald für mich alleine, wanderte staunend von eine Felsmonument zum nächsten und kam so irgendwann doch ein ganzes Stück vom Weg ab.
Fotogalerie: Shilin
Also marschierte ich strikt nordwärts (denn da war ich hergekommen), bis ich schließlich über einige Reisfelder bis zu einer Landstraße kam, einige Kilometer westlich des Parks von Shilin, wohin ich noch ein ganzes Stück der Straße folgen mußte, bis ich um halb eins zurück vor dem Parkeingang war. Andersrum wäre es geschickter gewesen, dann hätte ich mir die happigen 140 Yuan Eintritt gespart :-) was ich auch den Spaniern sagte, denen der Eintritt zu teuer war.
14:30 Uhr war ich wieder in Kunming, nahm einen Bus in der Nordteil der Stadt und besuchte den sehenswerten Yuantong-Tempel, der größte in Kunming und über 1000 Jahre alt. Danach flanierte ich durch den hübschen Green Lake Park, genoß im nahegelegenen French Cafe lecker Pizza und kabelloses Internet und nahm um 18 Uhr ein Taxi zurück zum Bahnhof.
Fotogalerie: Kunming
Um 19 Uhr fuhr mein Nachtbus Richtung Mengla ab, der recht gut gefüllt war, mit Betten in 3 Reihen und 2 Etagen, plus alle Taschen im Passagierraum, da der Kofferraum des Busses schon mit weiteren Transportgütern gefüllt war, unter anderem dutzende Kartons voller lebender Küken, die durch die kleinen Luftlöcher guckten (mein Appetit auf Hühnchen sank enorm), und exotische Sachen wie eine einzelne Autotür. Trotz des recht kurzen Bettes von schätzungsweise 1,60 m Länge (incl. dem Stück des Fußbereichs, der schon unter dem Kopfkissen des nächsten Bettes untergebracht war) konnte ich vergleichsweise gut schlafen, was vielleicht an der bunten Kinderbettwäsche (passend zur Größe des Bettes) lag, mit der die Betten bezogen waren.
Montag, 26.05.2008
Als ich früh morgens aufwachte, befand ich mich in einer völlig anderen Landschaft, grüne bewaldete Berge, an denen Wolken hingen, und der Bus befand sich zum Teil sogar darüber. Ein toller Anblick. So wurde die Zeit nicht lang, bis wir um etwa 7:40 Uhr Mengla erreichten. Da ließ ich mich von einem Rikschafahrer (der besser Englisch sprach als alle anderen Chinesen, die ich im Land getroffen hatte, Wahnsinn!) zum südlichen Busbahnhof, frühstückte die obligatorische Nudelsuppe und nahm um 8:40 Uhr den Minibus nach Mohan. Obwohl es nicht weit war, dauerte die Fahrt eine ganze Weile, denn der Fahrer hielt an verschiedensten Orten und Dörfern an, um noch potentielle zahlende Mitfahrer zu finden, nahm einmal sogar eine "Abkürzung" gegen die Fahrtrichtung auf der Autobahn. Gegen 10 Uhr erreichten wir dann aber den chinesischen Grenzposten in Mohan, wo ich meinen Ausreisestempel bekam (im Gegensatz zur Einreise gab es keine ausgiebige Gepäck und Fotokontrolle, sehr angenehm) und zur Fuß das Niemandsland betrat. Da es bis zur laotischen Einreisestelle etwa 5 km waren (wie mir ein Tuktukfahrer mitteilte, indem er mir die Information auf Englisch ausgedruckt auf einem Zettel unter die Nase hielt), gönnte ich mir die erste Fahrt in einem Tuktuk (Motorradrikscha mit 2 Sitzen hinter dem Fahrer) auf meiner Weltreise. Willkommen in Südostasien!
Fotogalerie: Mengla
weiter nach Laos
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