Around the World in 109 days
Um die Welt in 109 Tagen
04.05.-21.08.2008

Kambodscha, 02.-06.06.2008

Zeitzone: Kambodscha = MESZ + 5h
1 Euro = 6000 Rial / 1,50 US-$




Montag, 02.06.2008



Hinter dem Grenzübergang war dann wieder Warten angesagt, doch gegen 11 Uhr ging es schließlich doch weiter. Wenig später gab es dann den nächsten, unplanmäßigen Stop. Der Busfahrer und sein Kollege stiegen aus und schleppten dann ein ziemlich opulentes Schwein (das offensichtlich angefahren worden oder von einem Lastwagen gefallen war) in den Bus und platzierten das laut quiekende, unangenehm riechende Tier in den Gang zwischen die anderen Passagiere. Im nächsten Ort hielten wir an einem Haus an (mutmaßlich eine Farm), wo das Schwein abgeladen wurde, erst danach stand 12:15-13:30 Uhr eine längere Mittagspause in einer eher teuren (und nicht wirklich sauberen) Raststätte an. Von dort ging es - mal wieder! - zu der Farm, wo der Busfahrer und sein Kollege das immer noch quiekende Schwein an den Füßen fesselten und klassisch von einer Bambusstange hängend heranbrachten. Zum Glück war es aber nicht als weiterer Fahrgast bis Phnom Penh vorgesehen, sondern die beiden Herren transportierten es per Mofa (unglaublich, was auf so eine Maschine draufpasst) weg.
Und als dieses wichtige Geschäft erledigt war, wurde der wohl weniger wichtige Job als Busfahrer für zwei Dutzend zahlende Gäste wieder aufgenommen. Nach einem Stop in Kratie um 16 Uhr und zum Abendessen 19:30-20:15 Uhr an einer Raststätte kamen wir gegen 22 Uhr endlich in Phnom Penh an.

Fotogalerie: Ankunft in Kambodscha

Die Bushaltestelle lag in einer nicht ganz so hübschen aber dafür preiswerten Gegend (Lakeside / Boeng Kak), aber es war schon dunkel, und so bezogen Piotr und ich ein billiges Zimmer im nahe gelegenen Floating Island Guesthouse (Jingjing übernachtete komfortabel bei einer Freundin), dessen Boden nicht wirklich durchbruchsicher wirkte, aber zumindest gab es keine Öffnungen, die groß genug waren, als daß die riesige Ratte hindurchgepaßt hätte, die wir auf der Straße vor dem Guesthouse gesehen hatten. Aber bei 4 Dollar für ein Doppelzimmer mit Bad kann man ja auch nicht so viel erwarten. Zumindest waren wir zu zweit und konnten uns so über die recht bescheidene Absteige amüsieren.

Dienstag, 03.06.2008

Morgens um kurz vor zehn trafen Piotr und ich uns wieder mit Jingjing, die nach einer Nacht in der Villa ihrer Freundin wie verändert war und uns begeistert von all dem Komfort berichtete. Piotr und ich ließen uns davon aber nicht beeindrucken, schließlich hatten wir in unserer 2-Dollar-Unterkunft auch ein 7-Gang-Menü mit Austern und Champagner, einen Whirlpool und Plasma-TV - zumindest bis wir morgens aus unseren Träumen aufwachten. Trotzdem waren wir morgens doch recht hungrig (in der "feinen" Gegend, wo unser Hostel lag, wollten wir nachts nicht unbedingt auf der Suche nach einem Restaurant herumstreunen) und gingen deshalb in einem chinesischen Restaurant (wo allerdings nur der Chefkoch Chinesisch sprach) lecker essen. Außerdem wechselten wir in einer Bank unsere restlichen laotischen Kip in kambodschanische Rial und US-Dollar, wobei letztere noch eher als die Real de facto die Währung in Kambodscha war. Geldautomaten gaben lediglich US-Dollar aus, und die meisten Preise waren in US-$ ausgezeichnet, Rial dienten eher als Kleingeld für Beträge kleiner als 1 US-$, für die es keine Scheine gibt. So bezahlte man z.B. 1,50 $ mit einem 1$-Schein und 2 1000-Rial-Scheinen (der offizielle Wechselkurs war fast genau 1 zu 4000).
Als erste Station unserer Sightseeingtour in Phnom Penh stand der Hauptbahnhof an, eigentlich keine normale Touristenattraktion, aber wir hatten gelesen, daß man manchmal in Kambodscha auf dem Dach eines Güterzuges mitfahren kann (natürlich nur inoffiziell, aber es gibt keinen offiziellen Personen-Zugverkehr in Kambodscha mehr), was wir einmal für eine Stunde oder so ausprobieren wollten. Allerdings war am Bahnhof kein Ansprechpartner (das Gebäude war geschlossen, und der Pförtner am Tor zu den Gleisen machte wohl auch Pause), so daß wir halt alleine die alten Züge und Waggons erkundeten (es machte keiner den Eindruck, daß er bald abfahren würde) und herrliche Fotos machten.
Anschließend buchten wir nach einigem Feilschen ein Moto (die kambodschanische Version des Tuktuk, ein Motorrad mit Anhänger) zu den Killing Fields von Choeung Ek. Der Fahrer klagte zwar (wie alle Taxi- und Tuktukfahrer) über die hohen Spritpreise, doch den hohen Benzinverbrauch konnten man wohl auch mit dem leckenden Tank des Motorrads erklären. Mit drei Passagieren an Bord war unser Fahrzeug nicht wirklich schnell, aber dank des Fahrtwinds war es angenehm kühl, und das Treiben auf den Straßen war mindestens so interessant wie die eigentlichen Sehenswürdigkeiten.
Choeung Ek selbst war dann allerdings etwas enttäuschend. Von der offiziellen Gedenkstätte für die Opfer des Khmer-Rouge-Regimes, dem von 1975 bis 1979 etwa 2 Millionen Kambodschaner (ein Viertel der Bevölkerung) zum Opfer gefallen waren, hatten wir etwas mehr erwartet. Aber die einzige "Sehenswürdigkeit" auf dem Gelände war eine weiße Pagode, in der einige tausend Schädel von Menschen aufgestapelt waren, die in Choeung Ek ermordet worden sind. In den Massengräbern in der Umgebung werden noch viele tausend mehr vermutet. Natürlich war der Anblick der Schädel in der Pagode und zahlreicher menschlicher Knochen in den Feldern darum erschreckend und bewegend, aber für unseren Geschmack wurde bei dem Monument mehr Wert auf den Schockeffekt als wirkliche Information gelegt. Ein Reiseführer einer anderen Gruppe, dem wir ein wenig zuhörten, erklärte recht detailliert, wie die Menschen hier ermordet worden waren, aber nicht die sozialen und politischen Hintergründe. Trotz allem muß man die Killing Fields von Choeung Ek aber natürlich gesehen haben und den Opfern Respekt zollen.
Nach diesem eher deprimierenden Sightseeing-Programmpunkt fuhren wir mit dem Tuktuk zurück in die Stadt zum Königspalast, der allerdings um die Zeit schon zumachte. Aber an der Straße gegenüber war eine Menge los, was wir uns gleich ansahen. Zahlreiche Stände verkauften Blumengestecke und andere dekorative Opfergaben, die die Leute dann in Scharen zu einem kleinen Tempel am nahegelegenen Mekongufer brachten. Eine "Band" spielte dazu Musik auf traditionellen Instrumenten. Außerdem sah man dort überall Verkäufer mit Käfigen voller kleiner Vögel, die man dann kaufen konnte, um sie freizulassen, was angeblich Glück bringt. Und natürlich die allgegenwärtigen Essensstände und Verkäufer, die Töpfe mit Reis, Suppe und was auch immer herumtrugen. Geschirr & Besteck hatten sie ebenfalls dabei, und das Spülen sparten sie sich, indem sie eine kleine Plastiktüte über den Teller zogen, bevor sie das Essen einfüllten. Es gab also viel zu sehen, endlose Fotomotive an der Uferpromenade des Mekong und nette Einheimische, mit denen wir uns unterhielten, so daß wir dort einige Stunden verbrachten.
Dann wollte Jingjing ihre Freundin anrufen, so daß wir auch noch eine kambodschanische öffentliche Telefonzelle kennenlernten. Wie die Schuhputzer oder die Menschen, die Passanten gegen eine kleine Gebühr auf ihrer Waage wiegen (in der Luxusversion ist an der Waage noch eine Möglichkeit, die Körpergröße zu messen), ist "öffentliche Telefonzelle" ein beliebter Ein-Mann-Betrieb in Kambodscha. Man stellt sich mit einer Preisliste auf einem Plakat an die Straße und läßt interessierte Passanten dann von seinem Handy aus telefonieren.
Anschließend gingen wir drei noch zum Abschied (da ich am nächsten Tag weiterfuhr) leckeres frisch gezapftes Angkor-Bier trinken, brachten Jingjing nach Hause und gingen zurück zu unserem Guesthouse. Auf dem Weg in unser Viertel sahen wir dann doch noch einiges von der weit verbreiteten Armut in Kambodscha, die man an der schicken Uferpromenade nicht so zu sehen bekam. Rikschafahrer schliefen auf der Straße in ihrem Fahrzeug, offensichtlich ohne richtige Unterkunft und mit ihrem ganzen Habe auf Rädern und wir sahen so einige Menschen in Betten, die einfach in Innenhöfe, Gebäudeeingänge oder Treppenhäuser gestellt waren. So gesehen war unser Floating Island Guesthouse Zimmer also noch weit entfernt vom unteren Komfort-Ende der möglichen Unterkünfte.

Fotogalerie: Phnom Penh

Mittwoch, 04.06.2008

Während Piotr und Jingjing noch etwas länger in Phnom Penh blieben, hatte ich wenig Zeit, deshalb ging ich vormittags zu einem der vielen Reisebüros auf der Straße und wenig später, um 11 Uhr, saß ich schon in einem Minibus zum Busbahnhof (der aufgrund der Enge der Straße und der Menge der Fahrzeuge und Personen, die gleichzeitig in entgegengesetzte Richtungen unterwegs waren, zunächst mit weniger als Schrittgeschwindigkeit vorwärtskam). Um 11:30 Uhr ging es vom Busbahnhof mit einem großen Bus weiter (hier wurde der Reisebüro-Voucher gegen einen Fahrschein ausgetauscht, auf dem der offizielle Fahrpreis stand: Mit 6 Dollar 50 Prozent mehr als ich letztendlich bezahlt hatte, eine nette, recht ungewöhnliche Überraschung.
Über eine recht gut ausgebaute Straße ging es Richtung Nordwesten, und neben den endlosen Reisfeldern sah ich unterwegs auch zahlreiche senkrecht aufgespannte Plastikplanen. Sie sahen wie ein Windschutz aus, dienten aber, wie ich später erfuhr, einem anderen Zweck. Nachts wurden sie beleuchtet und lockten und fingen so zahlreiche Insekten, die wir bei unserem Zwischenstopp an Rastplatz in "Spider Village" ("Spinnendorf") in frittierter Form kaufen konnten. Es gab große Körbe voll gerösteter Heuschrecken, Kakerlaken, großer schwarzer Spinnen und gefüllter Frösche. Obwohl ich sicher mal die eine oder andere dieser Spezialitäten probieren wollte, stand mir am Vormittag auf leeren Magen der Appetit nicht auf Getier, und da die Küche des Rastplatzes wenig vertrauenerweckend aussah, verzichtete ich hier auch auf den üblichen gebratenen Reis. Stattdessen kaufte ich auf dem Markt für 1,50 Dollar ein Paket Sticky Rice (Klebreis mit Kokosnuß und anderen Nüssen, praktisch verpackt in Rollen aus Bambusblättern) und ein Pfund (die kleinste Menge, die die Dame abwiegen konnte, aber genug für ein paar Tage zu Essen) gezuckerte, getrocknete Bananen, beides wirklich lecker.
Gegen 17 Uhr kamen wir am Busbahnhof von Siem Reap an, wo ich mir mit Aalia und Sergi, die ich im Bus kennengelernt hatte, ein Tuktuk in die Stadt teilte. Nach einigem Feilschen handelten wir auch einen akzeptablen Preis aus (obwohl es bis zur Stadt angeblich so weit war, daß der Busbahnhof noch nicht einmal auf unserer Karte abgebildet sei, die die Umgebung ca. 40 km um Siem Reap zeigte. Letztendlich waren es nur etwa 3 km, aber ob uns die Tuktukfahrer für dumm verkaufen wollten oder tatsächlich keine Karte lesen konnten (vielleicht auch beides), fanden wir nicht heraus. Allerdings wollte er definitiv an uns noch mehr verdienen und uns zu einem Hotel seiner Wahl (das ihm wohl eine Provision zahlt, angeblich aber nur, damit er am nächsten Morgen früh kommen und uns nach Angkor Wat fahren konnte, da er ja ein so guter Fahrer war) statt einfach in die Stadt zu fahren. Da wir uns darauf aber nicht einließen (schließlich hatten wir eine Fahrt in die Stadt ausgemacht) setzte er uns dann irgendwo auf halbem Weg an der Landstraße ab und fuhr davon, ohne einen Dollar bekommen zu haben. Was für eine Unverschämtheit! Aber auch ziemlich dumm von ihm, denn so hatte er gar nichts verdient. Nach kurzer Zeit kam auch ein anderes Tuktuk vorbei, das uns ohne große Diskussion in die Stadt fuhr.
Im Popular Guesthouse (das aufgrund seiner Lage und preiswerten Zimmer tatsächlich sehr populär war) zogen wir ein und gingen dann in die Stadt, ein bißchen shoppen, u.a. einige preiswerte Second-Hand-Bücher aus einem Laden mit riesiger Auswahl und einen typisch kambodschanischen Schal (auch verwendbar als Mundschutz, Kopftuch, usw.) Als wir an der Temple Bar vorbeikamen, rief plötzlich jemand meinen Namen, und da saßen Tata und Yaya, die von Don Det direkt nach Siem Reap gefahren waren, so daß wir uns unerwarteterweise hier wiedersahen! Außerdem hatte Tata sogar noch an dem Geburtstag, worauf wir gleich anstoßen konnten und noch zu fünft einen netten Abend in der Bar verbrachten. Gegen halb zehn machten wir uns aber alle auf den Heimweg, denn am nächsten Tag war sehr früh Sonnenaufgang in Angkor Wat angesagt.

Fotogalerie: Spinnendorf und Siem Reap

Donnerstag, 05.06.2008

Um 5 Uhr morgens brach ich mit Sergi und Aalia auf (Tata und Yaya waren entgegen der Planung vom Abend vorher noch nicht so fit um die Zeit und blieben im Hotel), und wir suchten uns einen Tuktuk-Fahrer für die Tour nach Angkor Wat. Dann galt es wieder zu Feilschen, doch als ein zweiter Fahrer in der Straße auftauchte, näherte sich nach den Gesetzen der freien Marktwirtschaft der Preis einem vernünftigen Wert, und wir konnten losfahren. Nachdem wir am Eingang unsere Tickets gekauft hatten (20 Dollar sind für kambodschanische Verhältnisse ziemlich viel Geld aber - wie wir dann sahen - jeden Cent wert) fuhren wir zunächst zum Angkor-Wat-Tempel, dem Herzstück des kilometerweiten Geländes von Angkor, und bestaunten den Sonnenaufgang hinter und das Spiegelbild im See vor dem Tempel. Zu diesem "Pflichttermin" am frühen Morgen waren in Angkor Wat schon eine ganze Anzahl Menschen, aber lange nicht so viele wie ich bei einer Attraktion dieser Berühmtheit (eines der zahlreichen "Achten Weltwunder") erwartet hätte. Angkor ist offensichtlich noch vergleichsweise unberührt. Das merkten wir vor allem später bei den anderen, weniger bekannten Tempelanlagen und Bauwerken in der Umgebung, aber auch schon in Angkor Wat selbst, wo sich die Touristen weitgehend verstreuten, nachdem die Sonne aufgegangen war.





Wir erkundeten dann den riesigen, beeindruckenden Tempelkomplex (die Dimensionen wurden oft erst deutlich, wenn man sieht, wie klein man z.B. auf den Fotos neben den Säulen aussieht) und stellten uns vor, wie es wäre, dort zu wohnen ("Hier könnten wir einen Aperitif einnehmen (mit 50 Gästen), hier die Bibliothek einrichten und In dieser Seitenpyramide unsere Fahrräder (oder Tuktuks) abstellen.



Nachdem wir uns an Angkor Wat sattgesehen hatten, fuhren wir nach Angkor Thom, dem antiken Stadtzentrum von Angkor, wo es zahlreiche riesige Bauwerke zu sehen gab - und Elefanten. Innerhalb der Stadtmauern folgte der zweite Höhepunkt: Bayon, ein Gebäudekomplex der bekannt ist für die riesigen in Stein gemeißelten Gesichter, die den Besucher überall anblicken. Offensichtlich wollte der Herrscher von Angkor seinen Untertanen damals deutlich machen, daß seinem Herrscherblick nichts entgeht. Big Brother is watching you!
Doch das war lange noch nicht alles in Angkor. Unsere Ein-Tages-Tour umfaßte nur die Highlights, doch selbst das waren etliche. Es folgten die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Leprakönigs, sowie die Bauten von Baphuon (ein Puzzle von einem Tempel), Phimeanakas, Thommanon, die Pyramide von Ta Keo und schließlich Ta Prohm.
Letztere Tempelanlage ist bekannt für die Bäume, deren Wurzeln und Stämme sich noch um die Ruinen der Gebäude winden. Ta Prohm ist in Beispiel dafür, wie sich die Natur ihr Gebiet zurückerobert, sobald Angkor verlassen worden war. Das gesamte Geländer von Angkor war vom Dschungel überwuchert, als es im 19. Jahrhundert (wieder)entdeckt wurde. Die Haupttempel und -gebäude sind inzwischen vom Pflanzenbewuchs befreit worden, einige wie Ta Prohm sind noch teilweise überwuchert, und etliche kleinere Tempel befinden sich weiterhin unter einer Dschungeldecke.
Da wir inzwischen vom vielen Sightseeing erschöpft und hungrig waren, machten wir nach dem Besuch von Ta Prohm eine Mittagspause an einem Weg mit etwa einem Dutzend Eßpavillons. Da die Besitzer alle unabhängige Unternehmer waren und offensichtlich nicht besonders viel los war, entbrannte ein regelrechter Preiskampf um uns, so daß wir schließlich für 1,50 Dollar ein Mittagessen samt Getränk bekamen.
Generell gab es bei den Preisen der zahlreichen Souvenirverkäufer einen enormen Spielraum. Von einer Flöte für 3 Dollar kamen wir z.B. sehr schnell zu 5 Flöten für einen Dollar, und das obwohl (oder gerade weil) wir ja gar nichts kaufen wollten. Auch T-Shirts wurden immer billiger, zuletzt ebenfalls auch nur einen Dollar bzw. "wan daalar", wie die Kinder, die das Hauptkontingent der fliegenden Händler stellten, es so schön markant sagten. Gerade mal im Grundschulalter waren die Kinder wirklich clever und fit in einem halben Dutzend Sprachen. Zumindest den Preis konnten sie sagen und für jedes Land, aus dem ein Tourist kam, hatten sie einen Informationstext parat, den sie dann herunterrasselten: "Deutschland - Hauptstadt Berlin; München, Hamburg; eins-zwei-drei" oder "England - Capital London; Manchester, Liverpool; one-two-three" etc. Wir hatten einigen Spaß, sie diverse Staaten abzufragen. Aber nach Stunden in Angkor mit permanent diesen Kindern im Schlepptau konnte zumindest Aalia "wan daalar" nicht mehr hören.
Weiter ging es mit dem Sightseeingprogramm: Banteay Kdei, Sras Srang, Phnom Bakheng. Nachdem wir dann noch eine ganze Weile mit einigen netten (und nicht aufdringlichen!) T-Shirt-Verkäuferinnen in ihrem Stand gequatscht hatten (denn irgendwie waren so langsam tempelmüde) fuhren wir wieder nach Angkor Wat, um dort den Sonnenuntergang anzusehen, doch für dieses Spektakel mußte man dort abends noch einmal saftig Eintritt bezahlen, so zogen wir es vor, uns die Sonne woanders kostenlos anzusehen und fuhren dann zurück nach Siem Reap.
Nach einem ganzen Tag in der größten Tempelanlage der Welt waren wir wirklich erschöpft, wirklich übervoll mit Eindrücken. Ich hätte mir keinen weiteren Tempel mehr ansehen können, nicht aus Überdruß, sondern weil mein Aufnahmevermögen schon so erschöpft war, daß ich ihn nicht mehr gebührend hätte würdigen können. Und nach eine Tag in Angkor brauchte ich mir in Asien auf dieser Reise keine weiteren Tempel mehr anzusehen, denn nach Angkor konnte alles andere nur enttäuschen.

Fotogalerie: Angkor

Nach einer erfrischenden Dusche im Hotel schlenderten wir noch ein wenig an den Geschäften und Ständen vorbei (die erstaunlicherweise deutlich teurer waren als die "wan daalar"-Verkäufer direkt in Angkor) und gönnten uns dann kühles Happy-Hour-Bier. Anschließend gingen wir auf dem Nachtmarkt essen. Allerdings gab es (leider?) in Siem Reap keine frittierten Insekten wie im Spider Village, an dem wir auf der Fahrt von Phnom Penh mit dem Bus gehalten hatten, sondern nur leckeren Reis und Nudeln. Als der Nachtmarkt irgendwann zumachte, wir aber noch nicht müde waren, verlagerten wir uns schließlich zum 24-Stunden-Maximart, vor dem praktischerweise Tische und Stühle standen. Da quatschen wir noch bis in den frühen Morgen mit Cade und Shane aus Amerika. Gegen halb sechs ging es dann schließlich zurück zum Hotel.

Fotogalerie: Siem Reap bei Nacht

Freitag, 06.06.2008

Da es zum Schlafen schon zu spät war, ging ich direkt zur Dusche über, packte meine Sachen und stieg um 7 Uhr in den Bus Richtung Thailand, wo ich mich auf den wohlverdienten Schlaf während der 10-12 Stunden Fahrt freute. Doch schon nach wenigen Kilometern gab es den ersten unplanmäßigen Stop, und es mußte ein Reifen gewechselt werden. Und auch danach sah es mit Schlafen schlecht aus, denn abgesehen von dem unbequemen Bus waren die kambodschanischen Straßen bis zur Grenze (im Gegensatz zur Schnellstraße nach Phnom Penh) in einem derart schlechten Zustand (Baustelle oder Buckelpiste wären noch beschönigende Bezeichnungen), das ich selbst mit meiner Busfahrerfahrung nur ein wenig einnicken konnte. So war ich froh, als wir gegen 14 Uhr die Grenze nach Thailand erreichten.

Fotogalerie: Zur Grenze


weiter nach Thailand
zurück zur Übersicht.