Around the World in 109 days
Um die Welt in 109 Tagen
04.05.-21.08.2008

Andorra, 17.-19.08.2008

Zeitzone: Andorra = MESZ
1 Euro




Sonntag, 17.08.2008

Um kurz vor sechs erreichte ich die zugegebenermaßen recht unansehnliche Hauptstadt des Fürstentums, Andorra La Vella. Ich beschloß, lieber woanders zu übernachten, nutzte aber erstmal die Vorzüge einer Stadt (wer weiß, was es auf den Dörfern gibt), hob Geld ab (zum ersten Mal seit langem wieder Euro) und ging in einem kleinen Supermarkt einkaufen. Um 19 Uhr nahm ich dann den Bus nach Osten und war eine halbe Stunde später im Dörfchen Canillo, wo ich beim Camping Pla für preiswerte 7 Euro mein Zelt aufschlug. Da im Dorf selbst nicht viel los war (obwohl es Banken, Geschäfte und Restaurants gab, also ganz so dörflich war es nicht) machte ich mir einen gemütlichen Abend im Zelt mit einem Becher spanischem Wein und Gazpacho (kalte, spanische Gemüsesuppe) aus der Plastikflasche. Lecker!

Fotogalerie: Andorra

Montag, 18.08.2008

Nach dem frühen Schlafengehen konnte ich auch früh aufstehen, als einer der ersten auf dem Zeltplatz, und brach gleich mit dem ersten Sonnenlicht um halb acht zu meiner großen Pyrenäenwanderung auf. Den ersten langen und steilen Teil des Aufstiegs absolvierte ich noch im Schatten der Berge, was schon anstrengend genug war und in der prallen Sonne sicherlich noch schweißtreibender gewesen wäre. An der Kirche Esglesia de Sant Serni (auf etwa 1500 m Höhe) am Ortsrand von Canillo vorbei, die meiste Zeit dem Verlauf eines Bergbaches aufwärts folgend, durch das Val de Montaup zum Pass Coll d'Arenes (2539 m), dem ersten Zwischenstopp dieses Aufstiegs. Dort war die Sonne auch schon über die Berggipfel geklettert, und im Sonnenlicht wirkte die wundervolle Landschaft noch beeindruckender. Weiter ging es einen Berghang hinauf, wo ich zunächst die Route verlor (die Karte im Lonely Planet war nicht sehr detailliert, und die Touristeninformation war so früh morgens noch geschlossen gewesen). Doch schließlich konnte ich mich wieder orientieren und kraxelte auf einem Bergkamm voll scharfer Felsen mit herrlichem Ausblick über die Täler auf beiden Seiten bis zum höchsten Punkt meiner Wanderung, dem Pic de l'Estanyo (2915 m).





Den ganzen Morgen über hatte ich keine Menschenseele in den Bergen gesehen, doch 100 Meter vor dem Gipfel erblickte ich plötzlich zwei andere Wanderer, die den Pic de l'Estanyo erklommen. Ahhhhh, so kurz vor dem Ziel doch nicht erster auf dem Gipfel! Wie ärgerlich! Als ich wenige Minuten später auch oben war, erfuhr ich allerdings, daß die beiden eine andere, kürzere Route genommen - also geschummelt - hatten, was zumindest ein schwacher Trost war. Die Aussicht vom Gipfel war toll, allerdings tummelten sich dort ganze Schwärme aufdringlicher Fliegen, mir war ein Rätsel warum, so daß ich nach einigen Fotos auf der anderen Seite wieder hinabstieg.



Nach einem kurzen Abstecher zu einem Schneefeld (im August!) marschierte ich zu einem hübschen kleinen See, wo ich erstmal Pause machte und die Landschaft genoß. Dann ging es weiter zur attraktiven Seengruppe Estanys de la Vall del Riu, und schließlich über Berge und Hügel, an der Cabana de la Vall del Riu vorbei zu den Ruinen des verlassenen Dorfes L'Armiana. Von dort ging es den Hang hinab ins Tal zur Kirche Sant Joan de Caselles, wo ich um halb fünf ankam. Dann noch ein kurzer Fußmarsch, und ich war zurück in Canillo. Erschöpft aber begeistert von einer herrlichen Wanderung bei perfektem Wetter durch wunderschöne Berge.

Fotogalerie: Pic de l'Estanyo

In Canillo suchte ich erstmal eine ganze Weile nach einem Internetcafe, bis ich schließlich um halb sechs in der Eissporthalle ein Cafe mit WLAN fand, wo ich bei einem Bier etwa vier Stunden durch das weltweite Web reiste und meine Beine entspannte.

Dienstag, 19.08.2008

Um viertel nach neun brach ich vom Camping Pla auf und stellte mich an die Bushaltestelle, an der kein Fahrplan hing, so daß ich wie die anderen Leute einfach wartete, bis der nächste Bus kam. Das war nach einer halben Stunde (also noch akzeptabel) der Fall, und um 10:15 Uhr war ich wieder in Andorra La Vella. Ich wollte der Hauptstadt noch eine Chance geben und erkundete das winzige Barri Antic, die Altstadt, mit einigen hübschen Häusern und dem historischen Parlamentsgebäude. Dort fand auch gerade eine Führung statt, doch man wollte mich (oder mein sperriges Gepäck samt Zelt) offensichtlich nicht dabei haben, denn die Führerin erklärte auf meine Nachfrage, daß die Führung nur auf Französisch sei (obwohl sie die wartenden Leute auf Deutsch hereingebeten hatte). Erst zu spät fiel mir ein, daß ich es auf Französisch ja auch verstanden hätte, aber da war die Gruppe schon weg. Naja, dann eben nicht.
Vom Volksplatz mit Ausblick über die Stadt sah ich dann, daß man dabei war, selbst die letzten schönen, historischen Anblicke des Ortes, das Parlamentsgebäude auf einer Bergklippe, mit hohen Einkaufshäusern zuzubauen. Was für eine Schande. Noch mehr Kommerz im Steuerparadies war wohl wichtiger als eine - für Touristen ebenfalls attraktive - hübsche Stadt. So schlenderte ich ein wenig durch die wahren "Attraktionen" von Andorra La Vella, zahllose Elektronik-, Alkohol- und Tabakläden, kaufte im Hiper-Kaufhaus Souvenirs für die Raucher zu Hause, vertrauenerweckende Mecanico-Zigaretten, und begab mich zum Busbahnhof.
Dort konnte ich mir noch eineinhalb Stunden mit meinem Laptop die Zeit vertreiben, bevor um 14 Uhr der Bus nach Frankreich abfuhr. Der Fahrer hatte es offensichtlich eilig (oder fuhr gerne schnell) und in Serpentinen ging es die Berge hinauf und hinab, mit beeindruckendem Blick über die Wolken im Tal unter uns. Um 15:10 Uhr passierten wir dann ohne große Kontrolle die Grenze nach Frankreich.



Fotogalerie: Andorra La Vella


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