Um 15:15 Uhr erreichten wir die Grenze, wo mich Valeria durch die Kontrollen
leitete (ebenso wie für Südafrika braucht man mit einem EU-Pass
kein Visum für Lesotho), überquerten zu Fuß den
Grenzfluß, und dann war ich im Bergkönigreich Lesotho, auch
"Das Königreich im Himmel (The Kingdom in the Sky)" genannt.
Geld wechseln mußte ich praktischerweise nicht, da die Währung
Lesothos, die Maloti, einen festen Wechselkurs von 1:1 zum
südafrikanischen Rand haben und man überall zum gleichen Preis
in Rand bezahlen kann (allerdings nicht umgekehrt mit Maloti in
Südafrika). Auf der anderen Seite der Grenze, wo schon die Hauptstadt
Maseru begann, nahmen wir uns ein Taxi (definitiv günstiger als in
Johannesburg) zum Stadtteil Hillsview, wo Valeria wohnte. Da sie ein -
für örtliche Verhältnisse - großes Haus hatte, bot
sie mir ihre Couch zum Schlafen an, was ich gerne annahm.
Als wir am Haus ankamen, standen wir allerdings vor verschlossenen
Türen. Valeria hatte den Schlüssel bei den Nachbarn gelassen,
die in der Zeit, wenn sie in Johannesburg war (wo sie arbeitete), auf das
Haus aufpassen sollten. Doch leider waren die längere Zeit nicht
auffindbar. Schließlich kamen wir aber doch rein, konnten unser Gepäck
abladen und nach der langen Reise entspannen. Duschen konnte ich zwar nicht
(Duschen sind in Lesotho recht selten anzutreffen), aber immerhin ein Bad
nehmen. Da der Warmwasserboiler allerdings defekt war, mußten wir
erst einen großen Topf an einem Wasserhahn im Garten füllen (da
es wohl Glück bringen sollte, das Wasser aus dem Garten und nicht aus
der Küche zu nehmen), auf dem Herd erwärmen und in die Badewanne
schütten. Mit etwas kaltem Wasser aufgefüllt saß ich dann
in einer wenige Zentimeter gefüllten Wanne und konnte mich
rumplantschend irgendwie waschen. Es geht alles, und das war nun mal wahres
Lesotho-Leben. Abends saß ich dann mit Valeria im Wohnzimmer (wo
ständig der Fernseher lief, auch wenn niemand da war, eine viel
verbreitete Angewohnheit, die ich eigentlich gar nicht mag, egal), und
wir quatschten wirklich nett. Sie wohnte alleine, da sie geschieden war
und ihre Eltern (denen das Haus gehörte) vor einiger Zeit gestorben
waren. Also war es ein glücklicher Zufall für uns beide, daß
wir uns getroffen hatten, so mußten wir Weihnachten nicht alleine
irgendwo rumsitzen.
Später am Abend kam Patrick Berenge, Valerias inzwischen emeritierter
ehemaliger Uni-Professor, zu Besuch, und erzählte mir einiges über
die Geschichte Lesothos. Ein echt interessanter Abend.
Gegen elf war ich von der langen Reise (und dem fehlenden Schlaf der letzten
Tage) aber so müde, daß ich mich schlafen legt, nach einem
wirklich ereignisreichen Tag.