Von Albert Town aus verlegte ich das Wandern aufs Hitchhiken und wurde recht
schnell von ein paar jungen Leuten bis zum Lake Haewa mitgenommen, einem
weiteren tollen See, doch leider hatte ich keine Zeit, diesen näher zu
erkunden. An der Straße nach Norden suchte ich mir einen günstigen
Punkt, um auf die nächste Mitfahrgelegenheit zu warten, und blieb
schließlich an einem großen Straßenschild, unter dem jemand
praktischerweise einen kleinen Holzhocker abgestellt hatte, perfekt für
den wartenden Anhalter. Leider schienen in meine Richtung deutlich weniger
Autos zu fahren als auf den bisherigen Etappen, und eine Aufschrift auf dem
Schild "Wir warten hier schon drei Stunden. Wünschen euch mehr Glück."
war auch nicht gerade ermutigend.
Nach einer halben Stunde hielt dann aber doch jemand für mich an, Jim, der
auf dem Weg zur Westküste zum Bootfahren und Fischen war. Wir unterhielten
uns ganz nett, und er hielt an sehenswerten Stellen auf dem Weg extra an, damit
ich mich umschauen und Fotos machen konnte. So sah ich einige Wasserfälle,
Regenwald und den Haast Pass, die höchste Stelle der Straße über
die Südlichen Alpen Neuseelands, die die beiden Küsten und oft genug
auch gutes von schlechtem Wetter trennten.
In Haast, kurz vor der Küste, angekommen, lud er mich noch auf einen Kaffee
und Karottenkuchen ein (perfekt, nichts für die Fahrt bezahlen, und dann
noch Kaffee und Kuchen dazu), und fuhr dann weiter Richtung Süden,
während ich an der Straße auf eine Mitfahrgelegenheit nach Norden
wartete. Dort saß auch schon ein anderer Anhalter, schon seit 2-3 Stunden,
wie er mir sagte. Das war ja ermutigend. Irgendwann machte sich mein Mitwarter
zu Fuß auf den Weg, ich blieb gut zweieinhalb Stunden dort sitzen. Doch
es kam fast kein Auto vorbei, die allermeisten fuhren an der Abzweigung nach
Süden, und die wenigen nahmen mich nicht mit.
Um sieben Uhr war ich das Warten leid und machte mich zu Fuß auf den Weg
nach Norden. Zwar würde ich auf Schusters Sohlen die paar hundert Kilometer zu
den Gletschern nicht zurücklegen, aber selbst ein paar Kilometer vorwärts
zu kommen war motivierender, als nur an einem Ort zu sitzen. Außerdem
bekam ich zu Fuß unterwegs so einiges von der Dschungel- und später
Küstenlandschaft zu sehen und konnte einige nette Fotos machen. Zwar hatte
ich mein Zelt dabei und hätte so auch irgendwo campen können, falls
ich bis zum Einbruch der Dunkelheit keine Mitfahrgelegenheit bekommen
hätte, aber trotzdem war ich froh, als um 20:20 Uhr ein Wohnmobil anhielt.
Eine nette Familie aus Oregon/USA nahm mich mit. Am Knight's Point konnten wir
die spektakuläre Küste betrachten, fuhren am Lake Moeraki vorbei, und
gegen neun kamen wir zum Ufer des Lake Paringa, wo es einen kleinen, kostenlosen
Campingplatz und leider zahllose Mücken gab. Bevor ich eine lange Hose
anziehen konnte, waren meine Waden schon total zerstochen, und das Jucken
erinnerte mich noch für Tage an die schrecklichen Biester. Abgesehen davon
war der Ort aber wirklich schön zum Zelten. Meine Zeltnachbarn, ein halbes
dutzend Australier in einem richtig komfortablen, großen Wohnmobil, luden
mich dann noch auf was zu trinken und nette Gespräche ein. Leider waren
sie in die falsche Richtung unterwegs, sonst hätte ich für den
nächsten Tag schon eine nette Mitfahrgelegenheit gehabt. Nette Gesellschaft
für den Abend waren sie allemal.