Da ich für den Tag noch eine ziemlich weite Strecke vor mir hatte und das
Hitchhiken an der Westküste offensichtlich deutlich schwieriger war als
im dichter besiedelten Osten der Südinsel, brach ich schon um 6:45 Uhr auf
und marschierte nordwärts. Alle 15-20 Minuten kam nur ein Auto vorbei,
schlechte Chancen für eine Mitfahrt und gute für eine lange Wanderung.
Nach zwei Stunden Marsch hielt dann schließlich doch ein Wohnmobil an,
sogar mit deutschen Fahrern. Martin und Yvonne nahmen mich dann ein ganzes
Stück mit, und wir besuchten den Fox Glacier und anschließend auch
den Franz Josef Glacier. An beide Gletscher konnte man wegen Einsturzgefahr
nicht ganz nah heran, doch wir konnten sie auch aus der Entfernung bewundern.
Einige Tage später las ich in den Nachrichten, daß einige neugierige
Touristen die Absperrungen überschritten hatten und unter einer Eislawine
begraben worden waren.
Zwei Stunden nach der Abfahrt vom Franz-Josef-Gletscher erreichten wir gegen
halb zwei Hokitika, bis wohin Martin und Yvonne an dem Tag fahren wollten. Dort
machte ich mich gleich auf den Weg zur Touristeninformation, um mich nach
Weiterreisemöglichkeiten zu erkundigen. Zum ersten Mal seit über
einem Tag in einer Stadt hoffte ich darauf, auch mal öffentliche
Verkehrsmittel vorzufinden, die doch zuverlässiger und planbarer waren als
das Reisen per Anhalter. Doch leider war der letzte Bus nach Christchurch schon
am Mittag gefahren, und den Zug von Greymouth aus hätte ich ebenfalls nicht
pünktlich erreicht. Das war ziemlich ungünstig, denn ich mußte
am nächsten Morgen von Christchurch aus nach Auckland fliegen. Doch zum
Glück gab es noch eine Transportalternative, denn in Hokitika gab es den
einzigen Flughafen an der Westküste der Insel. Also suchte ich mir schnell
ein Internetcafé und buchte einen Nachmittagsflug nach Christchurch,
den einzigen Flughafen, der von Hokitika aus angeflogen wurde. Mit fünf
täglichen Verbindungen gab es mehr Flüge als Busse nach Christchurch,
verrückt. Zwar bekam ich so kurzfristig keinen Spartarif mehr, aber
aufgrund des günstigen Wechselkurses war der Flug durchaus bezahlbar.
Schon verrückt, tagelang kostenlos zu trampen und zum Abschluß
dekadent einen Inlandsflug zu buchen.
Nun hatte ich bis zum Abflug noch ein wenig Zeit und ging am Strand und etwas
durch das Zentrum von Hokitika spazieren, bevor ich um 15:40 Uhr den winzigen
Flughafen des Ortes erreichte. Es gab einen kleinen Ticketschalter, wo ich nur
meinen Namen sagen mußte, um die Bordkarte zu bekommen, ich mußte
noch nicht einmal einen Ausweis zeigen.
Als der Flieger dann landete, gingen wir die paar Meter über das Rollfeld
(das Aufgabegepäck brachte ein Mitarbeiter mit einem kleinen elektrischen
Dreirad zum Flieger) und bestiegen das kleinste Linienflugzeug, mit dem ich
bisher geflogen bin.