Um elf Uhr Ortszeit landete ich in London Heathrow, nahm um 12:20 Uhr die U-Bahn
(Underground) in die Stadt und war gegen eins in Covent Garden, wo ich mich mit Aalia
traf, die ich im Sommer (auf meiner letzten Weltreise) in Kambodscha kennengelernt
hatte. Wir hatten uns seitdem nicht mehr gesehen und uns deshalb eine Menge zu
erzählen, bei einem warmen Kaffee gegen die Müdigkeit und das naßkalte Londoner
Winterwetter. Einigermaßen aufgetaut, machten wir einen kleinen Spaziergang zum
National Theatre wo eine Landschaftsfotografen-Ausstellung zu sehen war. Wahnsinn,
was für Fotos man machen kann, die Hälfte davon hätte ich ohne Zweifel für Gemälde
gehalten, wenn nicht dabeigestanden hätte, daß es sich um echte Fotografien handelte.
Davor konnte ich nur meinen Hut ziehen.
Beim begeisterten Fotogucken und Quatschen ging die Zeit viel zu schnell rum, und
so mußten wir uns schon sputen, um meinen reservierten Flughafenbus um 16:45 Uhr noch zu
erwischen. Wir nahmen extra einen der roten Londoner Busse zur Victoria Station,
doch im nachmittäglichen Berufsverkehr dauerte die Fahrt viel zu lange, und
wir kamen zu spät. Zum Glück fuhr um 17 Uhr der nächste Greenline-Flughafenbus,
in dem sogar noch ein Platz frei war, so daß ich noch mitkonnte. Eine kurze
Verabschiedung von Aalia, die ich hoffentlich bald im irgendeinem Land wiedersehe,
und dann ging's schon los. Planmäßig um 18:15 Uhr erreichten wir den Flughafen
London-Luton, wo ich schnell eincheckte, durch die Sicherheitskontrollen ging
und dann wieder warten mußte, denn mein Flug um 20:25 Uhr hatte eine ganze Stunde
Verspätung. Und dafür die ganze Hektik. Allerdings ist Luton zum Warten nicht
besonders komfortabel, es gibt fast keine Sitzplätze an den Gates und auch nicht
viele in der recht lauten, aber ansonsten eher langweiligen Abflughalle. Naja,
für einen billigen Flug kann man schon mal Abstriche machen.
Gegen halb zehn bestiegen wir (d.h. ich und die fast ausschließlich tschechischen
Passagiere) dann das Flugzeug. Obwohl ich bei SkyEurope (Flug NE2125) gebucht hatte, flogen
wir mit Bulgaria Air (ich fragte die Stewardess sicherheitshalber, ob der Flug
auch nach Prag ginge), in einer recht alten Maschine, in der noch alles mit
kyrillischen Buchstaben beschriftet war. Ein Filmprogramm oder gar Monitore
am Sitz gab es in der Preisklasse natürlich nicht, aber ich war ohnehin müde
und verschlief den größten Teil der zwei Stunden Flugzeit.
Um viertel nach zwölf (also mit einer Stunde Verspätung) landeten wir auf dem
Prager Flughafen, von wo um die Zeit kein Shuttlebus mehr in die Stadt fuhr.
Zum Glück hatte ich mir im Internet eine Kombination aus Nachtbus- und
Straßenbahnverbindungen gesucht, die mich planmäßig in einer Stunde zum
Bahnhof Holesovice brachte. Der war allerdings um halb zwei Uhr nachts komplett
geschlossen und öffnete erst zum nächsten Zug gegen halb vier. So mußte ich in der
eisigen Kälte draußen zwei Stunden totschlagen, die umso länger wurden, je kälter
mir war. Seltsamerweise gab es in der Umgebung des Bahnhofs (immerhin einer der
drei größten in Prag) keine geöffneten Kneipen oder Restaurants, selbst McDonalds
hatte erst ab 6 Uhr auf. Lediglich eine Tankstelle in der Nähe hatte geöffnet, in der
ich mir ausgiebigst in aller Ruhe das komplette Warenangebot ansah. Erst als mich die
Kassiererin komisch anguckte, kaufte ich ein paar Kaugummis und kehrte widerwillig
in die Kälte zurück. Vor dem Bahnhof lief ich dann eine ganze Zeit einige Treppen hoch
und runter, um mich aufzuwärmen, und um 3:10 Uhr machte der Bahnhof endlich auf.
Am Schalter erstand ich ein Ticket für den EuroNight-Zug nach Dresden, und
um 3:40 Uhr trat ich die letzte längere Fahrt meiner Weltreise an. Mein Abteil
mußte ich mir nur mit der Anne teilen, die von Wien nach Berlin unterwegs war,
eine nette Gesprächspartnerin für eine Weile, bevor ich mich dann für knapp zwei
Stunden Schlaf hinlegte.
Um viertel vor sechs erreichten wir Dresden Hauptbahnhof, mit der S-Bahn ging's nach
Hause, wo es zum Schlafen schon zu spät war. Also nur schnell duschen und ab ins
Büro, wo ich um halb acht der erste war. Mit ausreichend Kaffee überstand ich den
Jetlag einigermaßen, nur das Temperaturgefälle vom neuseeländischen Hochsommer
zum kältesten Winter seit langem in Dresden setzte mir noch ein paar Tage zu.
Aber solche kleinen Opfer bringt man doch gern für eine rasante aber nichtsdestotrotz
wieder grandiose Weltreise.