Bratislava und Smolenice, Slowakei, 21.-25.11.2009

SAMSTAG
Samstag morgen mußte ich recht früh aufstehen, denn um kurz vor sieben ging mein Zug zum Dresdner Hbf, wo ich in den Eurocity nach Prag stieg und von dort direkt weiter nach Bratislava. Gegen 14 Uhr erreichte ich die slowakische Hauptstadt und machte mich vom Bahnhof zu Fuß auf den Weg zum Patio Hostel, wo ich für die Nacht ein Bett gebucht hatte. Obwohl die Hofeinfahrt zum Patio Hostel ziemlich heruntergekommen aussah, war das Hostel selbst sauber und ordentlich, vor allem für den vergleichsweise niedrigen Preis.
Ich lud schnell mein Zeug ab und machte mich wieder auf den Weg, um noch etwas die Stadt zu erkunden. Zunächst ging es zum Monument das slowakischen nationalen Aufstands und zum Präsidentenpalast. Durch das Michaelstor betrat ich die Altstadt, sah mir den Rolandbrunnen und den schon aufgebauten aber noch nicht eröffneten Weihnachtsmarkt auf dem hübschen Hlavné nám (Hauptplatz) an. Das nahegelegene Rathaus (Primaciálny palác) war ebenfalls sehenswert. Am Cumil (dem "Gucker"), der berühmtesten von einer ganzen Anzahl an interessanten Skulpturen in der Stadt, sowie dem Nationaltheater und der Philharmonie vorbei ging es dann zur St.-Martins-Kathedrale. In der von außen eher unauffälligen Kirche sind jahrhundertelang Könige gekrönt worden. Von dort spazierte ich über die modernistische Neue Brücke (Novy Most) aus der kommunistischen Ära, die mit ihrem "UFO" an der Spitze des Brückenpfeilers sehr markant ist. Man kann sogar zur UFO-Aussichtsplattform hinauffahren, doch das schenke ich mir, aufgrund des recht hohen Preises und der schlechten Sichtverhältnisse an dem Tag und um die Uhrzeit. Stadtdessen stieg ich zur Burg (hrad) von Bratislava hinauf, einem eher moderneren Gebäudekomplex, der zur Zeit restauriert wurde. Immerhin hatte man von dort oben einen schönen Ausblick, und im Inneren der Gebäude war eine kleine Ausstellung zur politischen Wende in Herbst 1989, woran auch viele Schautafeln in der Stadt erinnerten.
Als ich vom Burgberg herunterkam, war es schon dunkel, so daß ich mir die Altstadt noch einmal nachts und beleuchtet ansah. Bratislavas Zentrum ist sehr kompakt, so daß ich relativ schnell meine Tages-Sightseeingtour im Dunkeln wiederholen konnte. Anschließend kaufte ich im Tesco-Supermarkt noch etwas zu Essen ein und war gegen halb sieben zurück im Patio Hostel, wo ich das kostenlose WiFi nutzen konnte.
Anschließend ging ich noch mit Dominika von der örtlichen Couchsurfing-Community was essen und ein slowakisches Bier trinken, in einem Restaurant namens "Slovak Pub", wo ich recht preiswert ein Nudelgericht mit Schafskäse (etwas landestypisches) genoß. Zurück im Hostel quatschte ich noch eine Weile im Common Room mit einem Ami, der gern Europäer sein wollte, und zwei Kroaten, und anschließend noch mit meinem nepalesischen Zimmergenossen. Da das Hostel nicht ausgebucht war, hatten wir in unserem 4er-Dorm sogar ein preiswertes Doppelzimmer.



Bratislava



Bratislava
bei Nacht
SONNTAG
Am Sonntag morgen schlief ich erstmal aus, denn besseres Wetter war ohnehin erst für später am Tag vorhergesagt. Das erwies sich allerdings als Fehlinformation, denn es war den ganzen Tag noch schlechter als am Samstag. Um halb zehn checkte ich aus, konnte aber mein Gepäck im Hostel lasen. Dann machte ich mich auf den Weg durch die Altstadt in Richtung Apollo-Brücke, die ich auf einer Postkarte entdeckt hatte (alle anderen Postkartenmotive hatte ich schon am Vortag besucht). Ich überquerte die Alte Brücke und wanderte am rechten Donauufer ostwärts. Leider war es so neblig, daß es unmöglich war, die gesamte Apollo-Brücke vom Ufer aus zu sehen geschweige denn zu fotografieren, aber im Nebel sah sie auch ganz interessant aus. Zurück ging es dann am Nordufer zur Neuen Brücke (Novy Most), wo ich praktischwerweise direkt einen Bus der Linie 29 erwischte, der mich nach Sandberg, nordwestlich von Bratislava brachte.
Dort fand ich nach etwas Suchen auch einen Aufstieg zum Sandberg, von wo man einen recht guten Ausblick auf die Donau und damit die Grenze zu Österreich (wo sich über 40 Jahre der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West befand) hatte. Sandberg (der tatsächlich auf Slowakisch so hieß) war - wie der Name vermuten läßt - ein Berg aus sehr harten Sand (aber weicher als Sandstein). Immerhin war er weich genug, um mit einem Stock Initialen hineinzuritzen (was schon viele Besucher getan hatten), und die Schritte zahlloser Wanderer hatten ihn schon stellenweise "versandet", so daß der Berg wohl irgendwann komplett als Sand den Hang hinuntergelaufen sein wird.
Vom Sandberg aus stieg ich weiter bergan (wohl auf einen nicht-sandigen Hügel) und wanderte im wesentlichen allein (kein Wunder bei dem Wetter) parallel zum Fluß (den ich aber wegen des Nebels bald nicht mehr sehen konnte) auf dem Bergkamm Richtung Devín. Im Ort angekommen, suchte ich eine Weile die Devíner Burg, die etwas verwirrend ausgeschildert war. Irgendwann fand ich den Weg dorthin aber doch und konnte mir die beeindruckende Burgruine von Devin ansehen. Trotz des schlechten Wetters war das wirklich beeindruckend. Devín Hrad ist sicherlich einer der sehenswertesten Orte in der Gegend.
Mit dem Bus ging es dann zurück nach Bratislava. Um drei war ich wieder im Hostel, und um kurz nach vier am Busbahnhof, wo um 16:20 Uhr der Shuttlebus nach Smolenice abfuhr. Nächster Halt war der Flughafen der Hauptstadt, wo noch weitere Konferenzteilnehmer zustiegen, allerdings zu viele für den kleinen Bus. Da ich und Roman aus Warschau uns eigentlich für den zweiten Bus gegen halb acht angemeldet hatten (nur aufgrund des schlechten Wetters hatte ich spontan entschieden, doch schon um kurz nach vier zu fahren), mußten wir am Flughafen aussteigen, um den anderen Platz zu machen, die einen Sitz in diesem Bus reserviert hatten. Aber da wir uns auf der Fahrt schon so gut unterhalten hatten, war das nicht so schlimm. Wir setzten uns einfach ins Panorama-Café mit Blick über die Flughafen-Rollbahn und Kellnern in Flugkapitänsuniform und quatschten bei dem einen oder anderen Bier weiter. Bald war es schon kurz vor acht, und der zweite Shhuttlebus (diesmal ein richtig großer mit mehr als genug Sitzplätzen) war da, der uns in einer guten Stunde Fahrt bis zur Burg Smolenice brachte, wo die Konferenz stattfand.
Da der Bus zu groß für das Burgtor war, mußten wir im dichten Abendnebel die letzten Meter durch das Tor und über den Burghof gehen, in einer Atmosphäre, die mich sehr stark an die Anfangsszenen der Harry-Potter-Filme in Hogwarts erinnerte. Auch das Innere der Burg war sehr klassisch. Wir bekamen Zimmer irgendwo in den verwinkelten Gängen (einige sogar in einem Turm) und konnten uns wie Burgherren fühlen. Ich brachte schnell mein Gepäck ins Zimmer und ging dann zum Abendessen (eher ein paar Kleinigkeiten als ein richtiges Essen, aber immerhin), wo dann doch noch nett gequatscht wurde. Später verlegten wir die Runde in eines der gemütlichen Sofazimmer, von denen es mehrere gab, und es war schon recht spät, als ich schlafen ging.



Bratislava



Sandberg & Devin

MONTAG
Nach dem Frühstück ging dann die Konferenz richtig los, mit Vorträgen von 9 bis 18 Uhr. Nach dem Mittagessen hatten wir etwas Zeit, uns das Schloß - noch immer in dichtem Nebel - anzusehen, und nachmittags hielt ich meinen Vortrag. Um acht gab es dann ein feines Büffet-Abendessen mit musikalischer Begleitung durch eine slowakische Folkloreband (die mit ihren traditionellen Instrumenten aber auch z.B. Hits der Beatles spielten), Larissa und Paola tanzten dazu mit einigen unerschrockenen Männern, und es wurde wieder ein netter, langer Abend, mit von Paul gesponsertem slowakischen Bier.


Smolenice Castle



Dinner

DIENSTAG
Am Dienstag gab es von elf bis kurz vor sechs Vorträge. Und das Wetter war mittags eine Weile besser, so daß ich endlich mal nebelfreie Bilder von der Burg machen und vom Turm aus auch die Umgebung bewundern konnte. Am Vortag hatte die Sicht nicht einmal bis jenseits der Burgmauern gereicht. Um sieben gab es dann ein nettes Abendessen, und um acht konnten wir in der Vinothek der Burg an einer Weinprobe teilnehmen. Der Rotwein konnte es zwar, wie der Weinmoderator selbst sagte, nicht mit dem Südeuropas aufnehmen, aber der Weißwein war ganz gut.
Da die Burgbar an diesem Abend geschlossen war, gingen die meisten gegen halb zehn auf's Zimmer. Aber ich hörte noch Stimmen aus einem der Sesselräume und fand dort die italienischen Konferenzteilnehmer vor, die mit einigem teuren (aber nicht notwendigerweise guten) gekauften Wein die Weinprobe fortsetzten. Ich schloß mich der lustigen Runde an, und so wurde auch der letzte Abend in Smolenice sehr nett.


Smolenice Castle



Weinprobe

MITTWOCH
Nach dem Frühstück fuhr um neun Uhr der Bus Richtung Bratislava ab (diesmal paßten sogar alle hinein), zunächst in die Stadt (wo ich mit einigen weiteren Leuten gegen halb elf ausstieg) und dann zur Uni bzw. dem Laserlabor, das sich die anderen noch in einer Tour ansahen. Da unser Bus bzw. Zug aber schon bald fuhr, hatten Roman und ich nicht genug Zeit dafür. Stattdessen, sahen wir uns im Schnelldurchlauf das historische Zentrum Bratislavas an (zum ersten Mal auf dieser Reise bei blauem Himmel und Sonnenschein), dann verabschiedeten wir uns Richtung Busbahnhof bzw. Bahnhof. Mein 12-Uhr-Zug hatte eine halbe Stunde Verspätung und im Gegensatz zu den meisten deutschen ICs auch keinen Stromanschluss für meinen Laptop. Doch der Akku hielt ein paar Stunden, und da ich noch etwas zu Lesen dabei hatte, gingen die knapp sieben Stunden nach Dresden (ohne Umstieg) relativ schnell herum, und abends war ich dann wieder zu Hause.


Rückfahrt


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