Trotz des schlechten Wetters am Vorabend verkrochen wir uns am nächsten Tag nicht im Hostel, sondern
machten uns gleich auf die nächste Tour. Einer von der Hostelcrew hatte für uns und zwei Engländer
nach dem Frühstück Plätze in einem Minibus (furgon) nach Berat reserviert und brachte uns
auch zum Abfahrtsplatz, was uns einige Sucherei ersparte, ebenso wie die Kommunikationsprobleme mit dem Fahrer.
Über Durres, wo langsam die Sonne durch die Wolken kam, ging es in gut drei Stunden nach Berat, wobei unterwegs
immer wieder Leute ein- und ausstiegen. Nur wenn irgendwo Polizeibeamte auftauchten, nahm unser Fahrer immer ganz
schnell das "Tirana - Berat" Schild aus dem Fenster.
In Berat angekommen wurden wir von strahlendem Sonnenschein begrüßt - endlich! Gut gelaunt stiegen wir
den Berg zur örtlichen Burganlage (Kalasa) hinauf, wimmelten den Touristenführer am Burgtor ab und erkundeten
die Festungsgegend, in der zum Teil noch Leute wohnen, auf eigene Faust. Bis auf eine Gruppe türkischer
Männer waren fast keine Touristen zu sehen, so dass wir die Kalasa oft ganz für uns hatten. Nach einer
Expedition in eine halb überflutete Kirchenkatakombe und den Aufstieg auf den roten Minarettturm holte
uns der Regen allerdings wieder ein, so dass wir in ein Café flüchteten. Da es dort aber nichts zu
Essen gab, verwies uns der Wirt an einen älteren Herren, der zwar kein einziges Wort Nichtalbanisch sprach,
aber uns mit seinem alten Mercedes-Benz zu einem Restaurant fuhr, das etwa 100 m entfernt war.
Dort ließ sich
trotz offener Türen zunächst auch niemand blicken, doch als unser Fahrer uns auf die andere Straßenseite
zu einem weiteren Etablissement chauffieren wollte, tauchte das Gastwirtsehepaar plötzlich auf. Man
begrüßte uns mit Händen und Füßen (natürlich sprach auch hier niemand eine
Fremdsprache), doch als wir nach der Speisekarte fragten, verschwanden die beiden flugs durch eine Hintertür
und kamen nicht mehr wieder, während unser Fahrer am Nachbartisch gemütlich eine Cola trank. Wir versuchten,
von ihm zu erfahren, was den nun passiere, doch Kommunikation war ohne Dolmetscher unmöglich. Wir überlegten,
ob es unhöflich sei, einfach zu gehen, und entschieden uns aufgrund des Regens draußen für ja.
Irgendwann ging ich schließlich durch die Tür, durch die die Gastwirte verschwunden waren, und fand
sie die Treppe hinunter im Keller, wo sie in aller Eile hektisch Salat und Gemüse schnippelten, Pommes
brieten und irgendwann sogar mit einer Riesenplatte Fleisch ankamen, die ich aber deutlich zurückwies. Den
Rest bekamen wir kurz danach auf den Tisch gestellt, zusammen mit zwei Bier. Da wir immer noch nicht verstanden,
ob dies nun eifrige Gastfreundschaft oder hinterlistige Touristenabzocke war (wenn man es einmal gegessen hat,
muss man das Essen auf jeden Fall bezahlen, egal wie unverschämt der Preis ist), versuchten wir - in
Ermangelung einer Speisekarte (warum sollte es sowas auch in einem Restaurant geben?) - herauszufinden, was das
ganze denn kosten sollte und lernten nach längerem Hin und Her die in Albanien sehr wichtige Frage nach dem
Preis: "Sa kushton?" Der war am Ende ganz OK (warum nicht gleich?), so dass wir dann noch gemütlich unseren
Hunger und Durst mit etwas typisch albanischem stillen konnten, bis der Regen etwas nachließ.
Bergab ging es zurück ins Stadtzentrum, wo wir auch gleich einen Minibus zurück nach Tirana fanden.
Als der irgendwann voll war, ging es auch los. Von der Minibus-Endhaltestelle im Westen der Stadt machten wir dann
noch einen längeren Spaziergang zum Milingona-Hostel (östlich des Zentrums), wo wir den Abend im
Trockenen ausklingen ließen.