Am dritten Tag in Albanien war Zugfahren angesagt, denn unsere Hostel-Gastgeberin hatte uns empfohlen, mit
der Bahn nach Durres zu fahren. Der Bus sei zwar etwas schneller, aber der Zug billiger und interessanter.
So machten wir uns auf den Weg zum unscheinbaren Hauptbahnhof der Hauptstadt, erstanden für 70 Lek
(ca. 50 Eurocent) eine Fahrkarte und bestiegen einen alten heruntergekommenen Waggon der Deutschen Bahn,
der von einer offensichtlich ebenfalls ausgemusterten tschechoslowakischen Lok gezogen wurde. Als wir
durch die Vororte von Tirana zuckelten, wurde uns auch klar, warum sämtliche Scheiben der Waggons
zersplittert waren: Die Kinder an der Bahnstrecke machten sich einen Spaß daraus, mit Steinen danach
zu werfen. So hatte ich zwar einerseits ein praktisches Fotoloch in der Scheibe (das Fenster aufzumachen
traute ich mich nicht), aber musste gleichzeitig vor Wurfgeschossen in Acht sein. Alles in allem war die Fahrt
aber tatsächlich unterhaltsamer als eine Busfahrt.
In Durres angekommen wanderten wir durch die Stadt auf der Suche nach der Strandpromenade am allerdings
nicht so einladenden Meer. Die im Reiseführer angepriesene Pizzeria Badriklo mussten wir natürlich auch
ausprobieren (was wir nicht bereuten), aber den Eintritt für das verwahrloste römische Amphitheater
schenkten wir uns, da man von der Straße ohnehin fast alles sah. Anschließend war Souvenirs und Postkarten
kaufen angesagt, dann ging es zurück über die Haupteinkaufsstraße (die von einem Mann bei
fließendem Verkehr neu gepflastert wurde) zum Bahnhof, von wo wir zurück nach Tirana diesmal den Bus nahmen.
Dort hielten wir im Stadtzentrum an und sahen auch gleich eine kleine Postfiliale, in der wir Briefmarken für
unsere Ansichtskarten kaufen wollten, doch die Mitarbeiterin schüttelte ob unseres ungewöhnlichen
Anliegens (Briefmarken in einer Post? Wo gibt es denn sowas?) den Kopf und verwies uns an die Hauptpost im
Süden des Skanderbeg-Platzes. Mit der Hilfe einer jungen Dame, die zur Abwechslung mal Französisch sprach,
fanden wir die auch und bekamen tatsächlich unsere Briefmarken.
Zurück im Milingona-Hostel war auch schon der letzte
Abend angebrochen, den wir postkartenschreibend, bei Nudeln und Bier in netter Gesellschaft verbrachten, mit
Hostelhund Yoga, einem lustigen Iren mit kaum zu verstehendem Akzent und zwei deutschen Backpackern,
Lukas & Valentina, mit denen wir Reisetips austauschten.