Orschwerbleede - Die etwas anderen Touristenattraktionen in Dresden

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Frauenkirche und Brühlsche Terrasse sind ja hinreichend bekannte Touristenattraktionen in der sächsischen Landeshauptstadt. Nach etlichen Jahren in Dresden habe ich mich allerdings immer öfter gefragt, warum das Dresdner Tourismusbüro nicht auch einige der etwas ungewöhnlicheren Attraktionen oder Besonderheiten der Stadt bewirbt, die es so nirgendwo oder zumindest nicht an vielen Orten zu finden sind. Deshalb hier meine - ständig erweiterte - Orschwerbleede*-Touri-Highlights (ohne Wertung in alphabetischer Reihenfolge).

(Für die Nicht-Sachsen: "Orschwerbleede" bedeutet soviel wie "Oha, ich werd blöd/verrückt".)


Albis
Nur temporär eine Attraktion war der tschechische Frachter Albis, der im Jahr 2016 eine Woche lang quer vor der Albertbrücke "geparkt" hatte und so den kompletten Schiffsverkehr auf der Elbe blockierte. Mit militärischer Hilfe aus dem Nachbarland (tschechische Bergungspanzer), die in Sachsen einrückte, konnte das Hindernis schließlich wieder auf Kurs gebracht werden.
Ampelfrau
Den berühmten Ost-Ampelmann gibt es inzwischen ja sogar schon in manchen westdeutschen Städten. Eine Ampelfrau im Sinne der Geschlechtergleichberechtigung nicht überall. In Dresden findet man sie z.B. am Fußgängerübergang am Dr.-Külz-Ring und am Bahnhof Neustadt.
Brückengeländer
Dresden ist ja bekannt für seine Brücken und die dazugehörigen Geschichten. Eine weitere Anekdote gibt es bei der Albertbrücke zu bestaunen. Im Rahmen einer notwendigen Sanierung der historischen Brücke 2014 bis 2016 wurde die verkehrsführung auch etwas geändert. Konkret wurde z.B. der Radweg vom Straßennivau auf die Höhe des Bürgersteigs angehoben. Prinzipiell erstmal keine große Sache und wohl auch etwas sicherer für die Radfahrer. Doch gerade die Sicherheit der Fahrradfahrer sorgte dann für das nächste Kuriosum. 10-15 cm höher bestand nun - nach Ansicht einiger Verantwortlicher - die Gefahr, dass Radfahrer die Kontrolle über ihr Gefährt verlieren, den Fußweg kreuzen und über das Geländer in die Elbe stürzen. Denn das historisch rekonstruierte Brückengeländer war weniger Zentimeter niedriger als der gesetzlich vorgeschriebene Höhe, bis zu der Radfahrer über Geländer stürzen dürfen. Aus Denmalschutzsicht konnte das Geländer zudem nicht unten unauffällig etwas verlängert werden. Deshalb fand man in der Stadt Dresden die elegante Lösung, einfach hinter dem historischen Geländer noch ein etwas höheres profanes Fahrradsturzgeläder zu installieren. Wen interessieren Baukosten, wenn man ein weiteres Dresdner Brückenalleinstellungsmerkmal haben kann?

Hufeisennasenfledermaus
Die Hufeisennasenfledermaus (Spitzname: Hufi) kannte vor dem Streit um die Waldschlößchenbrücke wohl kaum jemand, und wirklich gesehen hatten sie noch weniger Menschen. Aber nachdem der Schutz von Hufi schon nicht den Bau der Brücke verhindern konnte, dient sie der Stadt zumindest als gut gmeine rund, Autofahrer abends und nachts auf der Brücke bei über 30 zu blitzen.
Jahrhunderthochwasser
Das Jahrhunderthochwasser 2002 war in den Medien ja überall präsent. Dass in Punkto Flutschutz, Überlaufflächen etc. danach etwas getan werden musste, darüber war man sich einig. Was und wann, das wurde allerdings ausgiebig diskutiert. Eine Flutmauer auf dem eigenen schönen Elbgrundstück, die den Blick auf's Wasser versperrt, ist ja doof. Und ein Jahrhunderthochwasser passiert ja nicht alle Jahre. OK, 2013 kam wieder ein Jahrhunderthochwasser, diesmal blieb die Dresdnder Altsttadt zumindest weitgehend verschont (dank Flutschutzmaßnahmen. Mal sehen, wann das nächste auftritt.
Wer mal in der "Trockenzeit" Dresden besucht, kann zumindest die Hochwassermarken an vielen Häusern bestaunen. Bis in den zweiten Stock stand dort manchmal das Wasser.
Kulturpalast
Vor der Komplettsanierung fand sich am Kulturpalast direkt am Altmarkt noch eines der letzten sozialistischen Relikte der Stadt, das Mosaik "Der Weg der roten Fahne". Ob es den Umbau 2013-2017 überstehen wird, weiß ich noch nicht.
Pegida
Weniger für den guten Ruf Dresdens außerhalb von Sachsen sorgen die wöchentlichen Spaziergänge von mehreren tausend "besorgten Bürgern", jedem Montag Abend in und um die historische Altstadt. Kulturinteressierte Touristen werden davon weniger angelockt.
Straßennamenschilder
Wieder ein Kuriosum, das ich bisher nur in Dresden gesehen habe, sind die grundsätzlich nur einseitig beschrifteten Straßennamenschilder. Das fällt erstmal nicht weiter auf, aber wenn man bei schlechter Sicht an eine Kreuzung heranfährt und der Straßenname nur auf der Rückseite des Schilds steht (eventuell noch auf einem zweiten Schild auf der anderen Straßenseite) dann ist es manchmal schon ärgerlich. Im Straßenbauamt muß jemand einen Cousin in der Schilderindustrie haben, denn zwei Pfosten mit je einen einseitig beschrifteten Schild können ja kaum preiswerter sein, als ein doppelseitig beschriftetes.
Waldschlößchenbrücke
Jahrzehntelanger auch juristischer Streit ging der schließlich im August 2013 vollzogenen Eröffnung der Waldschlößchenbrücke voraus. Über die architektonische Attrraktivität der Brücke kann man streiten, einmalig ist allerdings, dass das schöne Dresden durch den Brückenbau sein UNESCO-Welterbe verlor. Wo gibt es in Europa noch eine Ex-UNESCO-Welterbestätte?