Wie wird man ein Japaner, oder zumindest ein Registered Alien - Teil 1

Als mein Flieger auf dem Kansai Airport landete, war ich endlich in Japan und schon äußerst gespannt, was mich dort in den folgenden 12 Monaten erwarten würde. Nach der Passkontrolle (zum ersten Mal reiste ich nicht als Tourist in ein Land ein, sondern mit einem Working Visum, auf dem ich als "Professor" bezeichnet wurde) besorgte ich mir am Geldautomaten erst einmal einige zehntausend Yen, denn ich hatte gelesen, daß es - außer an Flughäfen - nicht ganz einfach ist, mit ausländischen Karten an japanischen Geldautomaten Bares zu bekommen. Dann fragte ich mich zum Bus durch und bekam gleich einen ersten Einblick in japanische Organisation. An jeder Bushaltestelle war ein länglicher Wartebereich eingezeichnet, in dem sich die Fahrgäste ordentlich hintereinander in einer Reihe aufstellten. Der Bus hielt dann auch exakt an der richtigen Stelle des Bordsteins an, so daß die Wartenden geordnet einsteigen konnten.

Nach rund 70 Minuten Fahrt stieg ich am Bahnhof Moriguchishi aus, wo ich von meinen zukünftigen Kollegen abgeholt werden sollte. Da ich sie nicht kannte, blieb mir nichts übrig als zu warten, und schließlich fanden sie mich dort auch, denn ich war der einzige Gaijin (Ausländer) weit und breit. Wir fuhren zunächst zu meiner Wohnung für die nächsten Monate, um mein Gepäck abzuladen, und dann zur Uni, wo um 21 Uhr immer noch gearbeitet wurde. Feierabend um 17 Uhr ist hier offensichtlich ein Fremdwort. Ich nutzte dann gleich die Gelegenheit, um mich per Internet in Deutschland zu melden, denn mein Handy funktionierte - ebenso wie Mobiltelefone aus fast allen anderen Ländern der Welt - in Japan nicht. Auch in Zeiten der Globalisierung gönnt sich das Land der aufgehenden Sonne einen technologischen Sonderweg neben dem Global System for Mobile Communication (GSM). Generell laufen in Japan ziemlich viele Dinge anders (allerdings nicht schlechter) als in Europa, was für den Ausländer manchmal schwer zu verstehen ist. Der Linksverkehr gehört da noch zu den Dingen, an die man sich recht schnell gewöhnen kann.

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