Wie wird man ein Japaner, oder zumindest ein Registered Alien - Teil 2

In den nächsten Tagen und Wochen waren dann zahlreiche organisatorische Dinge zu erledigen. Das erste und wichtigste war die Bestellung eines Namensstempels (hanko), denn in Japan setzt man statt einer Unterschrift einen Stempel mit seinem Namen unter offizielle Dokumente. So bekam ich einen Stempel mit meinem Namen in japanischer Schrift (Katakana). Da mein Nachname zu kompliziert gewesen wäre und ich hier aus selbem Grund nur mit dem Vornamen angeredet werde (entgegen der Sitte, selbst befreundete Kollege nur mit dem Nachnamen anzusprechen) unterzeichne ich nun als "Marukusu" (japanische Umschrift von Markus, übrigens auch von Marx).

Nun in der Lage offizielle Dokumente zu unterschreiben, konnte ich mich bei der Stadt registrieren lassen, wofür ich ein vorläufiges Registrierungsformular bekam. Die richtige "Alien Registration Card" bekam ich erst nach einem Monat Bearbeitungszeit. Und ohne diese Karte konnte ich wiederum kein Bankkonto eröffnen, und ohne Bankkonto konnte mir die Universität wiederum kein Geld überweisen.

So mußte ich bis dahin mit Gespartem aus Deutschland über die Runden kommen, was sich als nicht ganz einfach herausstellte, denn meine internationale Visa-Kreditkarte hat zwar bisher in jedem Land auf dem Globus problemlos funktioniert, nicht jedoch in Japan. Hier akzeptieren die Geldautomaten nämlich in der Regel nur Karten der Bank, in der sie stehen. An größeren Bahnhöfen finden sich zwar Automaten, auf denen groß das Visas-Zeichen prangt, doch die klein gedruckte Notiz darunter besagt, daß sich dies nur auf Visa-Karten bezieht, die von japanischen Banken ausgestellt wurden. Nach längerer Suche (die Einheimischen konnten mir auch nicht weiterhelfen, da sie ja nie mit meinem Problem konfrontiert waren) fand ich dann endlich heraus, daß die Automaten der japanischen Postbank internationale Kreditkarten akzeptieren. Zudem sprechen die Geldautomaten dort Englisch (die Angestellten nicht unbedingt), was hier auch nicht selbstverständlich ist.

So eröffnete ich, als ich endlich meine Alien Registration Card hatte, gleich ein Konto bei der Postbank. Denn abgesehen von den mehrsprachigen Geldautomaten hat die Postbank noch zwei weitere große Vorteile: Es gibt Postfilialen (und somit Geldautomaten) in jedem Ort und Stadtteil in ganz Japan, und die Post schließt im Gegensatz zu anderen Banken nicht schon um 15 Uhr. Das würde mich in Deutschland nicht unbedingt stören, aber in Japan werden die meisten Geldautomaten nach Ende der Filialöffnungszeiten abgeschaltet, so daß man sich vor dem Wochenende einen ausreichenden Bargeldvorrat anlegen sollte. Dafür kann man dann in Japan auch problemlos umgerechnet mehrere tausend Euro pro Tag am Automaten abheben.

Als ich allerdings in der Uni-Verwaltung stolz meine Postbank-Kundenkarte vorzeigte, erfuhr ich, daß die Uni nur Geld an eine "richtige" Bank überweisen könne. Den erneuten Verwaltungsaufwand (zudem ausschließlich in japanischer Sprache) wollte ich mir aber dann doch ersparen und trug von nun an mein Geld halt persönlich die 100 m zur Post, um es dort einzuzahlen. Das war auch kein Problem, schließlich zahlen Japaner oft auch große Beträge wie ihre Miete in bar. Vielleicht bin ich dadurch also schon ein bißchen mehr Japaner geworden...

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