Angst vor falschem Englisch kostet Nerven

Da viele Japaner glauben, ihr Englisch sei viel zu schlecht, um mit Ausländern zu kommunizieren, spreche ich - wenn ich beispielsweise eine bestimmte Adresse suche - die Leute einfach direkt an und lasse ihnen somit keine Gelegenheit zur "Flucht". Andererseits kann die unbegründete Angst vor falschem Englisch auch Nerven kosten. Als beispielsweise mein Laptop an das Uni-Netzwerk angeschlossen werden sollte, kamen zwei Mitarbeiter der entsprechenden Abteilung und verbrachten vier Stunden damit, Einstellungen vorzunehmen, für die ein deutscher Netzwerkadministrator 20 Minuten gebraucht hätte. Ich bot ihnen mehrmals an, die entsprechenden deutschen Anzeigen und Menüpunkte auf dem Bildschirm (die sie selbst mit Englischkenntnissen kaum versteh konnten) zu übersetzen, doch die beiden Computerexperten manipulierten lieber auf gut Glück an Einstellungen herum, die ich noch nie gesehen hatte. Ich schwitzte Blut und Wasser und sah mich im Geiste schon das gesamte System neu installieren, bis die Netzwerk- und Internetverbindung schließlich doch funktionierte - nachdem noch der Chef der Abteilung mit gewissen Englischkenntnissen zur Unterstützung gekommen war.

Ähnlich erging es mir beim Abschluß eines Mobilfunkvertrages. Da mein deutsches Handy in Japan nicht funktionierte, es andererseits ein Gerät nur mit Abschluß eines Vertrages gibt, begab ich mich mit einer Kollegin in ein Mobilfunkgeschäft. Dort gab es neben den sprachlichen Verständigungsproblemen (natürlich sprach niemand Englisch) offensichtlich gänzlich unterschiedliche Vorstellungen über Prioritäten beim Handykauf. Während für die japanischen Kunden modische Farben und technische Spielereien entscheidend für die Kaufentscheidung zu sein schienen, interessierte ich mich mehr für die Kosten eines Vertrages und die Möglichkeit, mit deutschen Telefonen zu kommunizieren. Diese extravaganten Anforderungen erforderten diverse Telefonate und Freischaltungsprozeduren. Besonders das Versenden von SMS-Nachrichten, für japanische Verhältnisse eine steinzeitliche Technik, war in die meisten Netze gar nicht möglich. Nach langem Hin und Her konnte ich dann aber doch meinen - natürlich nur japanisch geschriebenen - Mobilfunkvertrag unterschreiben und mit Freunden und Familie zu Hause kommunizieren - sogar auf Deutsch.

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