Verpackungs-Wahnsinn

Daß die japanische Elektronikindustrie ein großer Wirtschaftszweig ist, wissen wohl die meisten, weniger bekannt ist allerdings, daß dies anscheinend auch auf die Verpackungsindustrie zutrifft, wie ich hier bei jedem Einkauf feststellen darf.

Beispielsweise habe ich beim Kauf einer größeren Schachtel Salzstangen, auf der eine große 6 prangte, richtig vermutet, daß sich darin 6 kleinere Packungen befanden, jeweils wieder in buntes Plastik eingeschweißt. Nach Entfernen dieser Folie hatte ich eine Hartplastikschale in der Hand, in der 11 abgezählte Salzstangen lagen. Immerhin waren diese nicht weiter eingepackt. Insgesamt werden also für 66 Salzstangen (eine Angabe des Gesamtgewichts wie in Deutschland, die den Vergleich verschiedener Artikel erleichtern würde, findet man oft nicht) eine große Pappschachtel, 6 Plastikschalen und 6 Plastikfolien benötigt.

Das ist allerdings für japanische Verhältnisse noch eher harmlos. Gerade Kekse oder Schokolade - gerne auch als Mitbringsel verschenkt - sind einzeln in Plastik eingeschweißt, dann in Gruppen von 5-6 Keksen/Pralinen nochmals in Portionstüten (jeweils zusammen mit einen Tütchen Silika - wie man es bei uns manchmal bei Elektronikartikeln findet - um Feuchtigkeit fernzuhalten). Etwa 2-3 dieser Tüten befinden sich dann in einer Pappschachtel, diese ist erneut in Plastik eingeschweißt und zusätzlich noch - damit es schöner aussieht - schon vom Hersteller in Geschenkpapier eingepackt. Es versteht sich von selbst, daß man eine Plastiktragetasche erhält, wenn man diese Kekse kauft. Die gibt es ja schon im Supermarkt beim Kauf eines einzelnen Schokoriegels.

Während es wirklich schwer ist, Kekse oder ähnliche Knabbereien in Verpackungen zu finden, die nicht nach Verzehr von 100 Gramm Gebäck (die Portionsgrößen sind im Gegensatz zur Umverpackung eher gering) einen halben Papierkorb mit Plastik und Papier füllen, habe ich mir zumindest zum Ziel gesetzt, die zusätzlichen obligatorischen Plastiktragetaschen im Supermarkt zu reduzieren. Da die Verkäufer selten Englisch sprechen und mein Japanisch für so ein ungewöhnliches Begehren oft nicht ausreicht, deute ich meist auf meinen Rucksack und weise die angebotenen Plastiktüten zurück. Oft bin ich allerdings nicht schnell genug, denn während ich noch bezahle, hat ein anderer Mitarbeiter den Einkauf schon eingepackt. Manchmal geht der Schuss aber auch ganz nach hinten los. Einmal wurde mein Einwand gegen eine Plastiktüte für lediglich zwei Wasserflaschen gänzlich missverstanden und ich bekam für jede einzelne Flasche eine separate Tüte. Gegen den japanischen Service ist man halt manchmal wirklich machtlos.

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