Am frühen Nachmittag ging es von der Arbeit direkt zum Dresdner Hauptbahnhof, doch statt der - trotz Bahncard noch
immer recht teuren Bahn - nahm ich den Linienbus, für den ich im Vorverkauf (mindestens eine Woche vor Abfahrt)
für nur 9 Euro ein Ticket ergattert hatte. Ok, für jedes große Gepäckstück mußte man
nochmal einen Euro bezahlen (eigentlich unverschämt auf der kurzen Strecke), aber trotzdem noch sehr preiswert
im Vergleich zu dem 36 Euro, die die Deutsche Bahn verlangt. Die gut drei Stunden Fahrt vergingen im Fluge, denn ich
las die passendste Reiselektüre: "In 80 Tagen um die Erde". Das hatte ich zwar ein knappes Jahr vorher gemacht,
aber die Romanvorlage war trotzdem so spannend, daß ich beim Aussteigen am ZOB Berlin noch in Indien auf einem
Elefanten unterwegs war - und meinen Rucksack im Kofferraum des Busses liegen ließ. Ahhhh! Am Schalter von
BerlinLinienbusExpress konnte man mir auch nicht weiterhelfen, aber als ich die Filiale in Dresden anrief, kontaktierten
die den Busfahrer, der in Berlin noch zwei weitere Stationen anfuhr und nach etwa zwei Stunden wieder am ZOB ankam,
neue Passagiere ein- und meine Tasche auslud. Puh, Glück gehabt!
In der Zwischenzeit konnte ich lecker Pizza und Eis essen und mir den nahe gelegenen Berliner Funkturm von unten und
oben ansehen außerdem den Theodor-Heuss-Platz und die RBB-Zentrale (ehemals Radio Freies Berlin). Um halb neun
kam dann mein Bus nach Vilnius an, der aber schon in Düsseldorf eingesetzt worden war und deshalb schon bei seinem
Eintreffen fast voll. Der Kofferraum war mit Koffern und Kartons (bei manchen Leuten mutete ein Urlaub eher wie ein
Umzug an) bis in die letzte Ecke gefüllt. (Immerhin mußte man bei diesem Bus keinen Euro für das
Gepäck zahlen.) Zudem stand ich seltsamerweise gar nicht auf der Passagierliste (obwohl ich schon Wochen vorher
gebucht hatte) und die Busfahrer sprachen praktisch kein Wort Deutsch (es waren auch fast keine Deutschen im Bus, wir
waren quasi mit Besteigen des Busses schon im Baltikum), aber glücklicherweise konnte Jonas, der einzige Passagier,
der auch zum Taizétreffen wollte, etwas Russisch. Da der Kofferraum voll war, verstauten die Busfahrer das
Gepäck der Berliner Gäste auf zwei Sitzen, und nur mit Glück blieb für jeden noch ein Sitzplatz
übrig. Ich landete so zwischen vier anderen Leuten auf der schmalen Rückbank, die man noch nicht einmal
zurückklappen konnte. Naja, waren ja nur etwa 18 Stunden Fahrt, wer braucht denn da Komfort. Um 21 Uhr ging's
endlich los, ich quatschte noch etwas mit meinem netten arabischen Nachbarn und versuchte dann, etwas Schlaf zu bekommen.