Vom Hostel aus spazierte ich durch den nahe gelegenen Park zum örtlichen Wohnwagen-Zeltplatz, wo der
Fahrradverleih "Pedal Power" seinen Sitz hatte. Dort lieh ich mir für 15 Euro ein Mountainbike aus
(Helm, Schloß, Pumpe und eine kleine Karte gab's noch dazu) und ab ging es den Taff Trail (Radroute 8) entlang,
einen gut ausgeschilderten Radweg entlang des Taff River. Erster Höhepunkt der Tour war das Castell
Coch, ein im 19. Jahrhundert (wieder)errichtetes regelrechtes Märchenschloß. Nach der anstrengenden
Anfahrt (warum müssen Schlösser auch immer auf Bergen stehen?) entspannte ich mich eine Weile
beim Sightseeing in dem von einem reichen Briten für sich und seine Familie errichteten Schlößchen.
Dann ging es weiter nordwärts, und nach einer Weile bog ich auf die Radroute 4 ab. Dort verlor ich an der
ersten ungeschickt ausgeschilderten Stelle den Weg und landete auf einer größeren Straße. Da da aber auch
Caerphilly ausgeschildert war, folgte ich einfach den Schildern dort. Allerdings gab es keinen Randstreifen, dafür
viel Verkehr, und es ging nur bergauf, so daß dieser Teil der Tour weniger Spaß machte. Am höchsten
Punkt der Straße angekommen, stellte ich mein Fahrrad ab und wanderte etwas durch die nahegelegene Hügelsteppe
und erblickte schließlich im Tal den Ort und die Burg Caerphilly. Wie sich nachher herausstellte, hätte
ich mir die anstrengende Bergfahrt sparen können. Aber immerhin wurde ich durch einige schöne Ausblicke
entschädigt. In den Ort hinunter ging es dann recht steil über eine andere Straße (ich hoffte nur, daß
ich diesen Weg nicht wieder hochfahren mußte) und stand dann vor bem beeindruckenden Caerphilly Castle. Wow!
Das war die Reise wert! Leider war es schon fünf Uhr und die Burg gerade geschlossen, aber von außen wirkte das
Bauwerk schon beeindruckend genug. Nachdem ich mich erstmal daran sattgesehen hatte, besuchte ich die örtliche
Touristeninformation, wo die Mitarbeiter zwar hilfsbereit aber nicht sonderlich hilfreich waren. So wollte mir der
gute Mann dort entweder eine (ausgedruckte) Karte der Stadt oder eine der Gegend geben - aber nicht beide. Und als
ich nach dem nächsten Radwanderweg fragte, schickte er mich wieder den Hügel hoch, den ich heruntergekommen
war (was ich befürchtet hatte). Doch ich fand nachher zum Glück heraus, daß der nächste Radweg gar nicht
dort verlief, sondern direkt an der Burg von Caerphilly entlang, wenige Meter von der Touristeninformation, wo man
das aber offensichtlich noch nicht mitbekommen hatte. Dies war auch der Weg, über den ich eigentlich in den
Ort gekommen wären, wenn ich ihn nicht verloren hätte.
Nachdem ich mich im Tesco mit Proviant und vor allem genug zu Trinken versorgt hatte, schwang ich mich wieder auf's Rad
und fuhr westwärts nach Pontypridd, wo es allerdings kein Schloß gab, und nach Caerphilly und dem Castell Coch
war die Altstadt von Pontypridd auch nicht so beeindruckend. Zudem fing es inzwischen ab und zu an zu regnen, so daß
ich beschloß, mich langsam mal auf den Rückweg Richtung Cardiff zu machen. Also südwärts Richtung
Llantysant, nun abseits der Radwanderwege um den Taff Trail, da ich keine Lust hatte, den gleichen Weg zurückzufahren.
So ging es im wesentlichen durch Felder und Hügel, wobei sich letztere als ziemlich lang erwiesen, zumindest beim
Aufstieg. Menschen gegenete ich unterwegs kaum, aber dafür umso mehr Schafen, für die Wales bekannt ist,
und um die sich auch die meisten Waliserwitze ranken. Von Llantysant aus ging es dann wieder ostwärts, und wieder
auf einer normalen Straße, was zwar wegen der Autos nicht ganz so angenehm war wie die Feldwege, aber immerhin
war hier Cardiff ausgeschildert, so daß ich ohne Karte den Weg gut finden konnte, auch ohne über die
Autobahn zu fahren, auf die man von den meisten Cardiff-Schildern gelotst wurde. Durch Groesfaen ging es dann schließlich
zurück nach Cardiff, dessen Vororte ich mit Einbruch der Dunkelheit erreichte. In Llandaff sah ich mir noch kurz
die Kathedrale an, dann der Endspurt zurück zum Cardiff Backpackers, wo ich mir eine Dusche und in der Hostelbar
ein wohlverdientes Brains-Bier gönnte und mit den paar Leuten dort ein bißchen quatschte.