In Saida lief ich mich noch ein bisschen rum, unter anderem zum Sea Castle und der Martkthalle Khan (die aber beide um die
Zeit schon geschlossen waren). Um halb sieben ging es dann mit einem der letzten Busse zurück Richtung Beirut, und
der war mit 35 Passagieren so gut ausgelastet, dass zwischen den Doppelsitzen auf beiden Seiten auch noch der Klappsitz
in der Mitte belegt war. So gab es immer ein großes Geschiebe und rein und raus, wenn jemand von ganz hinten vorne
aussteigen musste. Das hinderte die Leute aber nicht daran, alle 500 Meter nach einem Halt zu rufen (der Bus hielt nur
auf Zuruf), statt aus Effizienzgründen vielleicht gemeinsam irgendwo auszusteigen und ein paar Meter zu laufen. Und
umgekehrt nahm der Busfahrer auch jeden mit, der an der Straße stand. Irgendwie passte immer noch jemand rein.
Dass es auf Beirut zuging merkte man auch an den sich veränderten Plakaten, die man am Straßenrand sah:
Verschleierte Frauen, die für Handys warben (und natürlich diverse Hisbollahgrößen und
"Freiheitskämpfer" in Tarnuniform und mit Maschinengewehr) machten immer häufiger auch Werbeplakaten für
Bikinis und Damenunterwäsche platz, allerdings immer mit dem Warnhinweis versehen "Keep your eyes on the road",
damit sich der männliche Autofahrer nicht zu sehr ablenken ließ.
Um halb acht war ich zurück in Beirut, nahm von der Cola Bus Station ein Servicetaxi bis zu Davids House. Nach dem
Abendessen und einiger Zeit im Internet brach ich gegen 23 Uhr nochmal auf, um mich Dave anzuschließen, der mit
Freunden am anderen Ende der Stadt feierte. Auf der Straße stieg ich in ein Service-Taxi, zumindest sagte das der
Fahrer zunächst, doch dann wollte er von mir den vollen Taxipreis (10 US-$) für die Strecke, anstatt 1-2$,
die man in einem Servicetaxi bezahlt, das unterwegs noch Leute mitnimmt. Während wir diskutierten, fuhr der Fahrer
schon schnell weiter, um mich dann vor vollendete Tatsachen zu stellen. Irgendwann stand dann eine Engländerin an
der Straße, die in die gleiche Richtung wollte, und die er dann auch noch einlud. Na dann sind es nur 5$ für
jeden, dachte ich, doch der unverschämte Kerl wollte von ihr ebenfalls zehn Dollar haben, was wir aber erst recht
nicht einsahen, gleich den doppelten Taxipreis zu verlangen war selbst für Taxifahrer eine Unverschämtheit. Als
wir ihm klarmachten, dass wir nicht mehr als 10 Dollar zahlen würden, sprach er plötzlich kein Englisch mehr,
sondern schrie uns nur noch auf Arabisch an und fuhr mitr einem aggressiven Tempo durch die Stadt. Als er an einer Ampel
anhalten musste, sprangen wir aus dem Auto und die Diskussion ging draußen weiter, er werde mit uns zur Polizei gehen,
falls wir nicht bezahlten, etc. Die herumstehenden Passanten gaben uns recht (und die Polizei hätte es sicher auch),
doch der kleine Berserker ließ sich nicht beruhigen. Da wir nicht mehr in dieses Taxi steigen wollten und uns unsere
Zeit zu kostbar war, um sie auf einer libanesischen Polizeiwache zu verbringen, gaben wir ihm 20000 libanesische Pfund
(ca. 15$), obwohl wir nur den halben vereinbarten Weg gefahren waren. Die 15$ ärgerten mich dabei aber weit weniger
als die Tatsache, dass dieser Halsabsachneider mit seiner Masche und dem aggressiven Verhalten Erfolg haben sollte und es wohl
in Zukunft wieder so probieren würde.
Extrem sauer und angenervt vom mit Abstand unsympathischsten Libanesen, den ich auf der ganzen Reise treffen sollte, setzte
ich den Rest des Weges zu Fuß fort und traf irgendwann dann Dave und seine Freunde im Greedy Goose in der Monot Street.
Es war eine interessante Gruppe von Expats, die zum großen Teil in NGOs arbeiteten (einige waren sogar schon in
Mosambik, Afghanistan und Kongo gewesen). So war der Abend dann am Ende doch noch ganz nett. Zurück fuhr ich mit Dave
auf dem Motorrad, von Taxifahrern hatte ich erstmal genug.