Nach einer kurzen Zwischenlandung gegen halb zehn in Chuuk (ehemals Truk) kam mein Flug CO958 nach Mitternacht auf dem winzigen
Flughafen von Pohnpei (auch Ponape genannt) an, wo mich eigentlich Freunde von Miriam und Julius abholen
wollten, doch nach über einer Stunde Wartezeit - alle anderen Fluggäste waren schon verschwunden - war immer
noch niemand da, und die Flughafenmitarbeiter fragten mich schon ganz verwundert, was ich denn noch dort wollte.
Leider kannte ich mein Empfangskomitee auch nicht. "Ich warte auf Freunde von Freunden aus Guam" konnte ich
ihnen nur mitteilen (wie ich es auch bei der Passkontrolle angegeben hatte), hatte keine Telefonnummer, und weder
mein Handy noch die drei öffentlichen Telefonzellen im Flughafen funktionierten hier. (Einen Geldautomaten gab
es übrigens auch nicht, zum Glück hatte ich noch genug US-Dollar - ebenfalls offizielle Währung in Mikronesien -
aus Guam dabei).
Da der Flughafen allerdings
gegen zwei Uhr nachts zugemacht wird (in Pohnpei landet ohnehin nur ein Flugzeug pro Tag, weshalb im Flughafen
nur selten jemand anzutreffen ist) konnte ich dort schlecht die Zeit bis zum Sonnenaufgang verbringen.
Netterweise nahmen mich die Damen vom Zoll bis in die Inselhauptstadt Kolonia mit, wo ich für ein paar Stunden
im Cliff Rainbow Hotel abstieg.
Da ich insgesamt nur 13 Stunden Aufenthalt auf Pohnpei hatte, aber noch etwas von der Insel sehen wollte, bevor
ich weiterflog, ließ ich mir vom Hotel ein Taxi für sechs Uhr bestellen und stand nach wenigen Stunden Schlaf
draußen bereit, meine Sightseeingtour zu beginnen. Allerdings ließ der gute Taxifahrer sich nicht vor 7:10 Uhr
sehen, da er noch tanken mußte, und die Tankstelle erst um 7 Uhr aufmachte. Als er dann endlich auftauchte, fuhr er
mit mir (quasi in seiner bezahlten Zeit) erst einmal in aller Ruhe tanken, und nur etwa 7 Liter (warum auch
mehr Benzin tanken als man für den Tag braucht), brachte dann seine Tochter weg und fuhr anschließend noch zu
seiner "Taxizentrale" (oder was auch immer das sein solle). Auf den Inseln laufen die Uhren wohl anders. Abgesehen
davon, daß ich das Taxi für 10 Dollar pro Stunde gebucht hatte, war ich auch etwas in Zeitdruck, denn ich wollte
gegen 11 Uhr am Flughafen sein, um für meinen Weiterflug einchecken zu können. Das erkläre ich der mitreisenden
Dame, die im Gegensatz zu meinem Taxifahrer gut Englisch sprach (und wohl deshalb mit im Wagen saß), und irgendwann
ging es dann doch mit einigermaßen erträglicher Geschwindigkeit durch den Dschungel und entlang der Küste
nach Süden, bis wir gegen halb neun den Wanderweg nach Nan Madol erreichten.
Von dort gingen wir zu dritt zu Fuß weiter und erreichten nach einem
kurzen Marsch die Küste. Dort blickten wir auf die legendäre Ruinenstadt Nan Madol, die von den Bewohnern Pohnpeis vor
etwa 1000 Jahren für ihre Herrscher und Priester errichtet worden war - auf künstlichen Inseln aus Basaltblöcken
und Korallengestein. Noch heute stehen einige der beeindruckenden Mauern, und niemand weiß mehr genau, wie die
Menschen das damals fertiggebracht haben. Nicht ohne Grund fühlte ich mich ein bißchen wie Indiana Jones, als ich
durch das flache Wasser (zum Glück war gerade Ebbe) zu den Ruinen herüberwatete und sie erkundete. Es ranken sich
einige Legenden um Nan Madol (so soll der deutsche Gouverneur der Insel auf mysteriöse Weise gestorben
sein, nachdem er in Nan Madol Ausgrabungen durchführen lassen hat), doch ich kam nach meiner einstündigen
Entdeckungstour wohlbehalten wieder heraus. Auf dem Rückweg durfte ich einmal eine der Betelnüsse probieren, die
mein Fahrer die ganze Zeit kaute (wie ein Großteil der Einwohner Mikronesiens), wir aßen noch etwas zusammen
(inzwischen waren die beiden etwas aufgetaut, sie waren auch selbst noch nie in Nan Madol gewesen und genauso begeistert
wie ich), und um Punkt 11 Uhr war ich zurück am Flughafen.