Julius hatte am nächsten Tag zu arbeiten, aber Miriam war daheim und fuhr mit mir - nachdem wir uns am
Frühstückstisch schon Stunden verquatscht hatten - einmal durch den Süden der Insel. Von der
Talofofo Bay aus ging es zunächst ins Landesinnere zu den Talofofo-Wasserfällen, wo Miriam schon als
Kind mit der Schulklasse hingewandert war. Seit ein paar Jahren ist - wie wir überrascht feststellten -
die Gegend aber touristisch "erschlossen". Das heißt, man zahlt einen recht happigen Eintritt,
darf nicht mehr unter dem Wasserfall schwimmen (dafür aber mit einer Seilbahn darüber herfahren),
sich im unfreiwillig komischen Guam Historical Museum über die Geschichte der Insel informieren und
die - nicht originale - Höhle bestaunen, in der sich der japanische Soldat Shoichi Yokoi 28 Jahre
vor den Amerikanern versteckt hatte, da er nicht wußte, daß der Krieg schon vorbei war.
Außerdem gab es noch seltsame Attraktionen wie das ziemlich unprofessionell gemachte Geisterhaus,
das Love Land mit einigen obszönen Statuen, einige griechische Säulen ohne weitere Bedeutung,
und andere seltsame Dinge, die die Besitzer des "Talofofo Falls Resort" wohl bei einem Freizeitpark-Ausverkauf
billig erstanden hatten. Mit am lustigsten waren aber die englischen Informationstexte, dies es neben den
- in Guam obligatorischen - japanischen gab. Ob man die Informationen wohl per Computer vom Japanischen ins Koreanische und
dann ins Englische übersetzt hatte? Möglich wäre es.
Nach dieser recht ungewöhnlichen Attraktion sahen wir uns aber noch einige der klassischen Sehenswürdigkeiten
Guams an: Die St. Josephskirche, den Salugula/Inajaran Pool, den Bärenfelsen, den Merizo-Glockenturm, die Umatac-Bucht mit dem
Fort Soledad und dem Magellan-Monument (wo der portugiesische Entdecker auf seiner Weltumrundung als erster Europäer
Guam betreten hatte), den Lamlam-Berg (auf den die Einheimischen zu Ostern pilgern) und die spanische Taleifac-Brücke.
Über den Nimitz-Hügel im Landesinneren ging es dann zurück nach Hause.
In Ordot machten wir uns danach noch einen gemütlichen Abend, nur gestört von einer braunen
Baumschlange, die sich in das Schlafzimmer verirrt hatte. Julius nahm sich aber professionell des Tiers an.
Wenn man im Dschungel lebt, muß man halt manchmal mit solch uneingeladenem Besuch rechnen.